Tod von Kim Wall:Die dritte Version

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Hat seine Aussage zur Todesursache Kim Walls geändert: Peter Madsen. (Foto: imago/ritzau)

Wie starb die Journalistin Kim Wall? Der Erfinder Madsen hat zugegeben, die Leiche zerstückelt zu haben - bestreitet aber, Wall getötet zu haben. Die Polizei spricht nun davon, dass sich Madsen sexuell an der Leiche vergangen haben könnte.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Sie starb an Bord der Nautilus, so viel zumindest scheint sicher zu sein. Doch wie Kim Wall auf dem U-Boot ums Leben kam, und was in jener Sommernacht noch geschah, dazu gibt es mehrere Versionen, eine grauenvoller als die andere. Zwei neue sind nun dazu gekommen.

Zum einen hat Peter Madsen seine Aussage zur Todesursache der Journalistin geändert. Kim Wall war am 10. August zu ihm an Bord gestiegen, um über Madsen und sein selbstgebautes U-Boot zu schreiben. Der Tüftler bleibt dabei, dass ihr Tod ein Unfall war. Wall sei vermutlich an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben - so gab die Polizei die neue Aussage des 46-Jährigen wieder. Madsens Anwältin dagegen erklärte, ihr Klient wisse nicht, wie Kim Wall starb. Er sei oben im Turm gewesen, sie unten im Boot, als es passierte. Die Polizei habe ihn falsch zitiert. So oder so: Es ist bereits Madsens dritte Version von Kim Walls Schicksal.

Madsens Aussage-Volten sind mittlerweile fast Routine geworden

Zweitens konkretisiert sich offenbar der Verdacht der Staatsanwaltschaft, dass Madsen Kim Wall ermordet und verstümmelt habe. Die Polizei spricht nun davon, dass sich Madsen womöglich sexuell an der Leiche vergangen haben könnte. Darauf weisen zahlreiche Wunden an Brust und Genitalien hin. Bereits vor einiger Zeit waren Videos in Madsens Werkstatt gefunden worden, die zeigen, wie Frauen gefoltert und getötet werden. Die Aufnahmen stammen offenbar aus dem Ausland. Madsen bestritt, dass sie ihm gehörten.

Madsen bestreitet zudem weiterhin, Wall getötet zu haben. Allerdings - auch das ist neu - gibt er nun zu, die Leiche der 30-Jährigen zerstückelt zu haben. Bisher hatte der Däne erklärt, den Körper unversehrt auf See "bestattet" zu haben. Dabei war er auch gebleiben, nachdem Taucher den Kopf, die Beine und die Kleidung der Toten in Plastiktüten und mit Gewichten beschwert aus dem Meer gezogen hatten. Der Torso war vor mehr als zwei Monaten ans dänische Ufer geschwemmt worden.

Peter Madsens Aussage-Volten sind fast Routine geworden. Anfangs hat er behauptetet, Kim Wall lebend an Land abgesetzt zu haben. Bereits am zweiten Tag in Untersuchungshaft sprach Madsen dann von einem tödlichen Unfall. Kim Wall sei der 70 Kilogramm schwere Lukendeckel auf den Kopf gefallen, als sie auf die Kommandobrücke steigen wollte. Sie sei daraufhin gestürzt, überall sei Blut gewesen. Doch als die Ermittler den Kopf der Toten fanden, wies dieser keine großen Verletzungen auf. Eine mögliche Kohlenmonoxidvergiftung dürfte schwieriger nachzuweisen sein, als ein zertrümmerter Schädel. Madsens Aussage "veranlasst die Polizei dazu, verschiedene zusätzliche Aussagen von Rechtsmedizinerin und U-Boot-Experten einzuholen", sagte Polizeiermittler Jens Møller Jensen am Montag. Am Dienstag hätte die Untersuchungshaft erneut verlängert werden müssen. Die Anhörung dazu wurde durch Madsens Erklärung überflüssig. Er bleibt freiwillig in Haft, zunächst für weitere zwei Wochen. Sein Gerichtsprozess soll am 8. März beginnen.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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