Tobsuchtsanfälle:Landeskirche verteidigt Chorchef

Lesezeit: 1 min

Bischof verurteilt Kritik am Leiter des Windsbacher Knabenchores.

prz/hu/rn

Die evangelische Landeskirche weist neue Vorwürfe gegen den Leiter des Windsbacher Knabenchores, Karl-Friedrich Beringer, zurück. Die Berichterstattung über Tobsuchtsanfälle und rüde Zorntiraden Beringers stoße sowohl beim Landesbischof als auch beim Landeskirchenrat auf Unverständnis, heißt es in einer Pressemitteilung.

Ein Priester, der bis Oktober 2005 in Windsbach wirkte, ehe er sich nach nur einem Jahr versetzen ließ, hatte in der Süddeutschen Zeitung ebenso wie ehemalige Sänger von unmenschlichem Druck in dem Chor und einem äußerst rauen Umgangston des Leiters berichtet. Aus dem Jahr 2002 existiert ein Tondokument, in dem Beringer junge Sänger während einer Probe lautstark als "Arschlöcher" und ihren Gesang als "Scheiße" beschimpft.

Während die Landeskirche betont, in Windsbach sei "eine neue Kultur des Miteinanders von Chor und Chorleiter im Aufbau begriffen", hat ein ehemaliger Sänger berichtet, das "Klima der Erniedrigung" habe sich nicht geändert.

Das Kultusministerium enthält sich mit dem Hinweis auf Unkenntnis der Faktenlage bislang einer Bewertung der neuen Situation. Ein Sprecher betonte jedoch: "Alles, was die Menschenwürde verletzt oder in Frage stellt, ist nicht zuzulassen."

Aus dem Gästebuch der Internet-Homepage der Windsbacher Chorknaben (www.windsbacher-knabenchor.de) wurde am Wochenende ein Beitrag gelöscht, dessen Absender sich "erschüttert" über das von der SZ veröffentlichte Tondokument zeigte.

Auf der von der Süddeutschen Zeitung im Internet veröffentlichten CD* war zu hören, wie der Chorleiter die Knaben als "Arschlöcher" und "Saftärsche" bezeichnet.

Die CD, die bereits aus dem März 2002 stammt, gibt nur einen einminütigen Zusammenschnitt einer insgesamt mehr als neun Minuten langen Proben-Aufnahme. Die evangelische Landeskirche geht in ihrer Pressemitteilung auf die Inhalte dieser Aufnahme, in der Beringer so laut schreit, dass sich seine Stimme überschlägt und er am Ende heiser wird, nicht ein.

Nach dem Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Beringer wegen tätlicher Übergriffe auf Sänger im Mai 2005 hätten sich keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass der inzwischen eingeschlagene Weg des Miteinanders verlassen worden sei. Der Landeskirchenrat informiere sich regelmäßig über die Arbeit des Knabenchores.

Unterdessen formiert sich auf der Homepage des Knabenchores Solidarität für Beringer. "Wer schreibt die Gegendarstellung"?, fragt ein Nutzer und gibt eine Internetadresse für die "Beteiligung an Leserbriefen" an. Ein anderer beklagt, dass es auch nach Einstellung der Ermittlungen Leute gebe, "die weiter wie die ,Wildschweine' im Dreck weitergraben".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: