Tigerbaby gerettet:Tigerbaby mit Mund-zu-Nase-Beatmung gerettet

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Ein Anruf bei Andreas Jacob, in dessen Zoo eine Frau gerade ein Tigerbaby per Mund-zu-Nase-Beatmung gerettet hat.

Interview: Charlotte Frank

Gemütlich schlenderte Medizinstudentin Janine Bauer durch den städtischen Zoo von Halle, als ihr ein bewusstloses Tigerbaby auffiel. Das vier Monate alte Tier hatte sich an einem Stück Fleisch verschluckt und drohte zu ersticken - da sprang die Studentin zur Hilfe und reanimierte es mit Mund-zu-Nase-Beatmung. Zoodirektor Andreas Jacob beschreibt den Glücksfall.

Die 24-jährige Medizinstudentin Janine Bauer und ihr 15 Monate alter Sohn Johann Gustav. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Jacob, was werfen Sie Ihren Tigern denn für harte Brocken vor?

Andreas Jacob: Das war ganz normales Fleisch, und dass sich daran ein Tier verschluckt, ist nichts Ungewöhnliches. Der Kleine war einfach zu gierig, da ist ihm ein zehn Zentimeter großes Fleischstück in der Luftröhre stecken geblieben.

SZ: Warum hat der Pfleger das nicht selber rausgeholt?

Jacob: Das wollte er ja! Aber seine Finger waren zu dick, damit kam er nicht in den Hals des Tieres.

SZ: Und da musste Frau Bauer ran?

Jacob: Richtig, Frau Bauer, eine Medizinstudentin, hatte das Unglück beobachtet, den Pfleger geholt und ist mit ihm ins Gehege rein. Als er dem Tier nicht helfen konnte, versuchte sie, an das Fleischstück zu kommen. Weil sie kleine Hände hat, schaffte sie es. Trotzdem hat der Tiger sich nicht geregt. Also hat die Frau mit der Wiederbelebung begonnen.

SZ: Wie reanimiert man einen Tiger?

Jacob: Das funktioniert wie bei einem Menschen, mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung.

SZ: Wie? Die Frau hat der Katze ins Maul gepustet?

Jacob: Doch nicht ins Maul! In die Nase. Nach ein paar Minuten ist der kleine Tiger wieder aufgewacht.

SZ: Ist das nicht gefährlich? So eine Wildkatze reagiert doch sicherlich gereizt, wenn sie die Augen aufschlägt, während ihr jemand in die Nasenlöcher bläst.

Jacob: Der Tiger ist zum Glück erst ein Vierteljahr alt und war nach dem Zwischenfall ziemlich benommen. Außerdem hatte der Pfleger ihn ja vorher von seinen zwei Geschwistern und der Mutter getrennt. So hielt sich das Risiko in Grenzen. Gefaucht hat er trotzdem ordentlich.

SZ: Wie undankbar.

Jacob: In der Tat. Ohne Frau Bauer wäre er jetzt wahrscheinlich tot. So hingegen springt er einen Tag nach dem Unfall durchs Gehege als wäre nichts passiert.

SZ: Mal angenommen, das Ganze wäre mit einem Elefanten passiert oder mit einem Krokodil: Hätte Frau Bauer die auch retten können?

Jacob: Sicher nicht. Einem Krokodil hätte man die Bewusstlosigkeit gar nicht angemerkt, das wäre einfach versunken. Und bei einem Elefanten funktioniert Mund-zu-Mund-Beatmung gar nicht. Höchstens eine Herzmassage: Wenn er auf die richtige Seite fällt, kann man auf ihn draufspringen.

SZ: Wie haben Sie sich bei Frau Bauer bedankt?

Jacob: Mit einer Ehrenpatenschaft. Der kleine Tiger wurde nach Frau Bauers Sohn benannt. Er heißt jetzt Johann.

© SZ vom 2./3.2.2008/vs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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