Stilkritik:Vaterstolz

Facebook-Chef Mark Zuckerberg ist Vater geworden. Leider erinnert er die Welt daran fast täglich.

Von Marc Felix Serrao

"Vermummte greifen deutsche Facebook-Zentrale in Hamburg an" - als diese Meldung am Wochenende durchs Land geht, ist der erste Gedanke: Das geht zu weit. Egal, wie nervtötend der Chef des Unternehmens in diesen Tagen seinen Vaterstolz ausstellt, Sachbeschädigung ist keine Antwort. Doch dann die Entwarnung. Der Angriff war nicht das Werk von stilistisch empfindlichen Menschen. Verantwortlich waren die üblichen Linksradikalen, die ihren vermummten Vandalismus für politisches Engagement halten. Allerdings würde man sich als Facebook-Nutzer in diesen Tagen beim Daddeln im Netzwerk am liebsten selbst hin und wieder eine Sturmhaube aufsetzen, und zwar verkehrt herum. Am 2. Dezember ist Mark Zuckerberg Papa geworden. Das ist an sich eine feine Sache, zu der man ihn nur beglückwünschen kann. Gleiches gilt für die Ankündigung, einen Großteil seines Vermögens in eine neue Gesellschaft zu übertragen, um damit Gutes zu tun. Toll. Aber warum all die Facebook-Fotos mit Baby? Beim Knuddeln. Beim Vorlesen. Beim Windelwechseln ("Eine geschafft, Tausende folgen"). Selbst wenn man Zuckerberg nicht folgt, fliegen einem die Motive mit Baby und Grinse-Papa ständig um die Ohren. Nicht wenige Bekannte finden es arg lieb, dass ein Neugeborenes in Windeln vor Milliarden Leuten ausgestellt wird. Man kann nur hoffen, dass die Kleine ihrem Vater als Antwort mal im richtigen Moment aufs T-Shirt speit.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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