Stilkritik:Teure Uhren

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Dimitrij Peskow, Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, fällt bei seiner Hochzeit durch exklusiven Armschmuck mit Totenkopf auf.

Von Martin Zips

Das, was bei Frauen der Hals ist, ist bei Männern das Handgelenk. Was hier hängt, gibt genauestens Auskunft über den Menschen, der sich damit schmückt. Dmitrij Peskow, Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, trug jetzt auf seiner Hochzeit mit der olympischen Eistänzerin Tatjana Nawka eine Armbanduhr, für deren Finanzierung er bei seinem jetzigen Gehalt - russische Blogger haben das mal nachgerechnet - vier Jahre lang arbeiten müsste. Vier Jahre für eine Schweizer Luxusuhr? Klingt merkwürdig bei einem Mann, der schon für vier Kinder von drei Frauen bezahlen muss.

Da drängt sich jetzt bei einigen die Vermutung auf, Peskow könnte mit der Uhr geschmiert worden sein. Zum Beispiel von einem Oligarchen. Oder von den Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft 2018, die ja lustigerweise in Russland stattfindet. Aber das ist alles Quatsch. Sicher hat er selbst für die Uhr bezahlt. Oder er hat sie von seiner Frau geschenkt bekommen.

Das Zifferblatt von Peskows Schweizer Chronometer schmückt ein Totenschädel, von dem jeder Rocker begeistert wäre. Ein bisschen Geisterbahn am Arm, das schadet nicht, wenn du für einen Präsidenten sprichst, der gerade den Nobelpreis für Sepp Blatter gefordert hat. Da guckst du zwischen all den Interviews, Meetings und Reisen einfach mal aufs Handgelenk, so wie Heino auf seinen Totenkopfring in der Stadthalle von Cloppenburg, und schon fühlst du dich wieder stark.

Peskows Frau trug während der Vermählung übrigens ein schlichtes silbernes Kreuz am Hals. Das Kreuz ist das christliche Symbol für den Sieg über alle Funktionäre, Oligarchen und Präsidenten. Mit seiner Eistänzerin hat der Peskow echt Glück gehabt.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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