Sterbehilfeorganisation Dignitas:Gruseliges aus der Schweiz

Die Schweizer Organisation Dignitas soll Menschen helfen, sich zu vergasen. Mit derart drastischen Vorgehen manövriert sich der Verein ins politische Abseits - und verhindert eine ernsthafte Debatte zum Thema Sterbehilfe.

Nina von Hardenberg

In wohldosiertem Abstand erschreckt die Sterbehilfe-Organisation Dignitas die Welt mit Gruselnachrichten. Erst reichten Dignitas-Mitarbeiter zwei Deutschen auf einem Parkplatz in der Schweiz im Auto den Giftbecher. Jetzt hilft die Organisation Sterbewilligen dabei, sich zu vergasen.

Dieses Methode erleichtere das Vorgehen, da bei der Verwendung von Gas kein Arzt zustimmen müsse, hieß es. Die Erklärung ist nicht nur zynisch, sie ist auch dumm. Sollte der Dignitas-Leiter Ludwig Minelli je Unterstützer für seinen Kampf für aktive Sterbehilfe gehabt haben, so verliert er sie mit solch drastischem Vorgehen.

Minelli muss sehr unter Druck stehen, dass er diesen Weg wählt, mit dem er sich politisch völlig ins Abseits manövriert. Tatsächlich haben die Schweizer Behörden offenbar zunehmend Bedenken gegenüber Dignitas. Im Kanton Zürich, wo der Verein sehr aktiv ist, hat die Gesundheitsdirektion die Auflagen für die Sterbehilfe verschärft.

Ein Arzt muss den Sterbewilligen jetzt gut kennen, bevor er ihm das tödliche Mittel verschreiben darf. Die Vorgabe erscheint nur sinnvoll. Minelli aber geht populistisch dagegen vor und ersinnt an den Ärzten vorbei neue Tötungsarten. So entsteht der Verdacht, dass es Dignitas nicht um die leidenden Menschen geht, sondern um das Geschäft mit dem Tod.

Das Thema Sterbehilfe ist zu ernst, um es Geschäftemachern und Populisten zu überlassen. Auch in Deutschland gibt es sterbenskranke Patienten, denen kein Schmerzmittel mehr hilft. Ihnen bieten die Gesetze hierzulande bislang keine Antwort. Diese Menschen verdienen eine sachlich und umsichtig geführte Debatte. Eine Plastiktüte voll mit Gas ist die falsche Antwort.

© SZ vom 20.03.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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