Statistik:Schlechte Zeiten für Hochzeiten

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Die Deutschen sagen immer seltener Ja: Selbst an einem Tag wie den 4.4.2004 war die Nachfrage der Liebespaare geringer als an anderen Schnapszahl-Tagen.

In Deutschland werden immer weniger Ehen geschlossen: Die Zahl der Eheschließungen ging auf 383.000 zurück nach 388.000 im Jahr 2002, berichtete das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden.

Es werden auch immer weniger Kinder zur Welt gebracht: Die Zahl der Lebendgeborenen habe im vergangenen Jahr nur noch 715.000 betragen, 9000 oder 1,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Angestiegen sind hingegen die Sterbefälle auf 858 000. Das so genannte Geburtendefizit wuchs damit um 23.000 auf 143.000.

Bilanz des 4.4.2004

Viele Paare versprechen sich Eheglück vom Heiratdatum 4.4.04. Dem wollen die Standesbeamten nicht im Weg stehen, deshalb sind sie ausnahmsweise am Sonntag im Einsatz. Die Nachfrage war allerdings offenbar nicht so stark wie angenommen.

Zum Beispiel Düsseldorf blieb auf den angebotenen Trauungsterminen sitzen.

Großen Andrang dagegen gibt es im romantischen Mayen bei Koblenz. Um die Trauung bereits um 04.04 Uhr am frühen Morgen zu ermöglichen, hat die Stadtverwaltung eigens für die Nacht die Mayener Genovevaburg und das Deutsche Schiefermuseum geöffnet. "Die Resonanz ist riesig", sagte Anja Steffens, Pressesprecherin der Stadt. Insgesamt 44 Paare würden in der Nacht zwischen 00.30 und 07.30 Uhr getraut. Viele weitere Interessenten habe die Stadt ablehnen müssen.

Die Kosten für die Trauung in der Nacht zum 4. April liegen zwischen 200 und 950 Euro je nach der Zahl der Teilnehmer, denn für die Brautleute und deren Gäste gibt es nach der Zeremonie noch einen kulinarischen Empfang.

In Frankfurt am Main hat das Standesamt keine Samstagstermine angenommen, damit am Sonntag geheiratet werden kann. Acht Paare haben sich für die Trauung im Römer angemeldet.

In Berlin ist vor allem das Standesamt Charlottenburg gefragt. Die 30 Trauungstermine wurden auf zwei Standorte verteilt.

Im Potsdamer Standesamt wollten zehn Paare am Sonntag die Ehe schließen. Am 9.9.1999 waren es noch 25 gewesen.

Auch in Cottbus haben sich die Standesbeamten den Wünschen Heiratswilliger gebeugt. Angemeldet waren fünf Paare.

In Erfurt wollten am Sonntag 17 Paare heiraten.

In Rostock haben zehn Paare einen Hochzeitstermin bekommen. Kurzfristig könnten sich weitere Heiratswillige melden, erklärte das Standesamt.

Mangels Interesses bleibt das Standesamt in Schwerin dagegen geschlossen.

In Bremen werden sich Brautleute im Renaissance-Rathaus und auf einem dafür hergerichteten Bauernhof das Ja-Wort geben.

In Hannover wollten 19 Paare mit ihrer Trauung sicherstellen, dass sie ihren Hochzeitstag 4.4.04 nicht vergessen können.

In Nordrhein-Westfalen rief das Schnapszahl-Datum nur mäßiges Interesse hervor: Von den 42 möglichen Terminen in Essen werden nach Angaben des Pressesprechers Andreas Rogge nur 23 genutzt. In Bochum heiraten zehn Paare und in Köln sechs.

Der Leiter des Düsseldorfer Standesamts, Klaus Bachtenkirch, wunderte sich: "Bei uns gab es überraschenderweise gar keine Nachfragen. Normalerweise rufen die Leute bei solchen besonderen Daten schon ein halbes Jahr vorher an." Bachtenkirch vermutet, dass es am Wetter liegt: "Oft sind um die Zeit sogar noch Schneestürme möglich, und als Braut will man sich mit seinem schönen Kleid ja schließlich zeigen oder mit der Kutsche vorfahren."

Auch das Osterfest könnte eine Rolle spielen: "Vielleicht haben viele Angst, keine Restaurantplätze zu bekommen", sagte der Standesamtsleiter. In Regensburg werden am Sonntag zwischen 09.00 und 13.00 Uhr insgesamt elf Paare vom Leiter des Standesamt, Wilhelm Weinmann, getraut. "Wir sind bereits seit Ende vergangenen Jahres ausgebucht."

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