Mehr als 62 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager konnte das Holocaust-Museum in Washington mit einer Überraschung aufwarten.
Zu Beginn des Jahres erhielt das Museum ein Fotoalbum von einem pensionierten Geheimdienstoffizier der US-Armee, der 1946 in einer Wohnung in Deutschland auf brisante Bilder gestoßen war: Das Album gehörte Karl Höcker, dem Adjutanten des letzten Lagerkommandanten von Auschwitz Richard Baer.
Die 166 Aufnahmen dokumentieren eine besondere Seite des Vernichtungslagers Auschwitz: Freizeit- und Gesellschaftsvergnügen der SS-Leute und ihrer Familien.
Die Aufnahmen sollen zwischen Mai und Dezember 1944 entstanden sein. Der Krieg war schon längst so gut wie verloren, die Mörder waren trotzdem sichtlich gut gelaunt.
Die Fotos zeigen Offiziere, Wachleute, Ehefrauen und Kinder in entspannten Situationen, beim Sonnenbaden, Singen und Blaubeeren essen - während zur gleichen Zeit Tausende Menschen in den Gaskammern getötet und ihre Leichen in Verbrennungsöfen geworfen wurden.
Unter den etwa 70 SS-Leuten, die Höcker knipste, waren auch Lagerarzt Josef Mengele und die Lagerkommandanten Josef Kramer und Rudolf Höß. Andere Fotos zeigen Nazi-Größen auf der Jagd oder Höcker beim Anzünden der Kerzen am Weihnachtsbaum.
"Auf den Fotos ist nichts Schreckliches zu sehen, noch nicht einmal ein Gefangener im Hintergrund", sagte die Leiterin der fotografischen Sammlung des Museums, Judith Cohen. "Und genau das macht sie so furchtbar."
Das Album ist bislang kein Bestandteil der Ausstellung des Museums. Die Fotos werden aber auf der Webseite des Holocaust-Museums gezeigt.