Spur zu Flick-Grabräubern:Jäger des verlorenen Sarges

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Vor drei Wochen ist der Sarg mit dem Leichnam des Multimilliardärs Friedrich Karl Flick gestohlen worden. Offenbar jagt die österreichische Polizei nun drei Verdächtige.

Michael Frank, Wien

Der Diebstahl einer Leiche ist schon schaurig genug. Der Fall des Friedrich Karl Flick, dessen sterbliche Überreste samt wuchtigem Sarg vor vierzehn Tagen aus der Gruft in Velden am Wörthersee entwendet worden ist, entwickelt sich zur Groteske. Der deutsche Milliardär Flick hatte aus Steuergründen seinen Lebensabend in Kärnten verbracht und ist dort 2006 auch gestorben.

Flick-Mausoleum nach dem Leichenraub: Wird das Rätsel bald gelöst? (Foto: Foto: Reuters)

Was die Täter mit dem makabren Raub bezwecken, wer vielleicht Geld oder Gefälligkeiten im Austausch gegen den Leichnam erpressen will, ist bislang völlig unklar. In der Nacht zum Donnerstag rückte aber die Österreichische Sondereinheit Cobra zu einem Alarmeinsatz aus. Denn ein mysteriöser Zeuge hatte dem Wiener Blut-und-Tränen-Blatt Österreich per E-Mail aus Australien verraten, er sei an der Planung der Tat beteiligt gewesen. Er wisse überdies, wer die Täter seien und wo sich der gestohlene Sarg samt Inhalt befinde.

In der Ortschaft Eberau im Südburgenland sollte in einem Gehöft unweit der ungarischen Grenze die ungewöhnliche Diebesbeute gelagert sein. Sieben Stunden durchkämmten die Fahnder das Gelände, allerdings vergeblich.

Zwar sind Informationen dieser grellen Postille, die ungeniert den Namen der Republik für ihr oft undurchsichtiges Treiben nutzt, grundsätzlich mit äußerster Vorsicht zu genießen. Dennoch schien den Ermittlungsbehörden die Geschichte, die der ferne Fremde auftischte, zu schlüssig: Er gab preis, dass er selbst den Plan mit ausgeheckt habe, und zwar mit drei weiteren Knastbrüdern in der Justizvollzugsanstalt Graz-Karlau in der Steiermark. In diesem Zuchthaus saß auch der berüchtigte Biefbomber Franz Fuchs, bis er sich selbst umbrachte.

Ein Österreicher, ein Slowene und ein Serbe - "der gefährlichste von allen" - hätten beschlossen, um von den Hinterbliebenen des Milliardärs 500.000 Euro zu erpressen.

Als der Informant am anderen Ende der Welt von der Sache hörte, glaubte er präzise die Handschrift dieses Plans zu erkennen. Er habe sich bei einem der Mitverschwörer erkundigt und habe bestätigt bekommen, dass es um diesen Plan gehe. Daher auch die Kenntnis, dass Flicks Sarg von Kärnten über die Steiermark ins Burgenland verschoben werden sollte. Ganz scheinen sich die Komplizen aber nicht an die Abmachungen gehalten zu haben.

Flicks Familie hatte kurz zuvor erneut an die Diebe appelliert, den Sarg zurückzugeben. Man werde allerdings keinen Cent bezahlen. Hunderte von Hinweisen aus Kärnten, auch der einer mutmaßlich unmittelbaren Augenzeugin, die einen auffälligen weißen Lieferwagen zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt am Friedhof gesehen hat, liefen bisher ins Leere.

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