Spektakuläre Entführung in Wiesbaden:"Akribisch vorbereitet"

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Nach der Entführung einer Bankiersfrau in Wiesbaden fahndet die Polizei nach dem flüchtigen Schwerverbrecher Thomas Wolf. Er soll die Tat von langer Hand geplant haben.

Nach der spektakulären Entführung einer Bankiersfrau in Wiesbaden sucht die Polizei mit Hochdruck nach Millionenerpresser Thomas Wolf - bislang erfolglos. Wolf ist einer der meistgesuchten Schwerverbrecher Deutschlands. Er hat am Freitag in Wiesbaden mit der Entführung der Ehefrau eines Bankiers 1,8 Millionen Euro erpresst.

Noch auf der Flucht: Thomas Wolf. Frankfurts Polizei-Vizepräsidentin Sabine Thurau präsentiert ein Fahndungsbild. (Foto: Foto: dpa)

Neun Stunden war sie in der Gewalt des Täters, der sie an einen Baum gefesselt hatte. Dann konnte sich die Frau selbst befreien und Hilfe holen. Nun ist die Polizei auf der Suche nach einem alten Bekannten: Augrund von Spuren am Tatort stehe eindeutig fest, dass es sich bei dem Entführer um den mehrmals verurteilten Gewalttäter Thomas Wolf handelt, teilte die Polizei mit.

Der Mann hat nach Polizeiangaben acht Jahre lang unerkannt im Frankfurter Westend mit seiner Freundin zusammen gewohnt. Im Jahr 2000 war er von einem Hafturlaub nicht in das Gefängnis von Moers in Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Laut Staatsanwaltschaft ist der Mann des Opfers leitender Angestellter einer ungenannten Wiesbadener Bank.

Der Ehemann hatte das Geld in einer schwarzen Tasche an einer Brücke in Hofheim an der Autobahn 66 (Wiesbaden-Frankfurt) deponiert. Der Täter lotste den Bankmitarbeiter telefonisch durch Wiesbaden und erteilte ihm ständig neue Anweisungen. Kurz nach der Ablage der Tasche gelang es dann der 44 Jahre alten Frau, sich zu befreien und Anwohner um Hilfe zu bitten, berichteten die Ermittler.

Später habe ein Mann bei der Polizei in Oberursel angerufen und den Aufenthaltsort des Opfers mitgeteilt. Wohin genau der Täter die Frau verschleppt hatte, wollte die Polizei auch nicht sagen.

Die Fahnder kamen dem Entführer über ein Autokennzeichen auf die Spur. Wolf nutzte demnach für die Tat zunächst den Wagen seiner Freundin, die in Frankfurt lebt, bevor er in einen Mietwagen umstieg.

Seither ist er mit dem Lösegeld auf der Flucht in einem silbergrauen VW Golf-Variant. Die Polizei stuft Wolf als Schwerverbrecher ein. Auf der Fahndungsliste des Bundeskriminalamtes wird er unter "Meistgesuchte" geführt. Er war im Jahr 2000 von einem Hafturlaub nicht in das Gefängnis von Moers zurückgekehrt. Dort verbüßte er eine Gesamtstrafe von 21 Jahren.

Wolf werden Banküberfälle mit Geiselnahme zur Last gelegt. Unter anderem beraubte er im Jahr 2000 eine Bank in Hamburg, wo er einen Kassierer in seine Gewalt brachte. Er erbeutet eine halbe Million Mark. Später soll er ähnliche Taten in den Niederlanden und Belgien verübt haben.

Akribisch geplant

Thomas Wolf steht auf der Liste der meistgesuchten Personen des Bundeskriminalamts. Er soll am 20. April 2000 bei einem Bankraub in Hamburg knapp 500.000 Mark erbeutet haben. Dabei drohte er mit der Zündung einer Bombe und hatte auch eine Schusswaffe dabei.

Unter dem holländischen Alias-Namen David van Dyk lebte er zuletzt in Frankfurt mit seiner Freundin zusammen. Diese sei bereits verhört worden, berichtete die Polizei. Sie kannte Wolfs wahre Identität nicht. Die Fahnder gehen davon aus, dass Wolf die Wiesbadener Entführung akribisch plante. Sie bescheinigen ihm "eine besondere Unverfrorenheit". Auf Wolf sind 40.000 Euro Belohnung ausgesetzt.

Wolf ist etwa 1,85 Meter groß, wirkt etwas älter als 56 und hat eine kräftige, athletische Figur und eine gepflegte Erscheinung. Er trägt graumelierte Haare mit Geheimratsecken, hat eine kleine, silberfarbene Brille und spricht rheinländische Mundart. Zuletzt war er bekleidet mit einer Art Regenjacke, darunter eine Weste, die als Anglerweste bezeichnet wurde, und einem beigefarbenen Rollkragenpullover mit Zopfmuster.

Unterwegs ist Wolf vermutlich mit einem silberfarbenen Pkw-Kombi der Marke VW-Golf mit dem amtlichen Kennzeichen HH-FU 7109. Wegen seines kriminellen Vorlebens schließt die Polizei nicht aus, dass er bewaffnet und gewalttätig ist. Die Polizei hat ein Hinweistelefon mit der Nummer 0800-1103333 geschaltet, das rund um die Uhr besetzt ist.

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