Sexvideos:Im falschen Film

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Glücklich und dankbar: Der ehemalige Wrestler Hulk Hogan bekam in dem Prozess gegen das Internetportal "Gawker" mehr Geld, als er eigentlich forderte. (Foto: Imago)

Ex-Wrestler Hulk Hogan wurden 140 Millionen Dollar zugesprochen, weil ein Sexvideo von ihm öffentlich wurde. Ein Überblick über prominente Filmchen.

Von Maximilian Kranl und christoph Dorner

Hulk Hogan soll sogar geweint haben. Die Veröffentlichung eines heimlich gedrehten Sexvideos habe ihn "komplett gedemütigt", sagte der Ex-Wrestler diese Woche vor Gericht. Eine Jury in Florida hat Hogan ein Rekordschmerzensgeld in Höhe von 115 Millionen Dollar zugesprochen, die das Medienunternehmen "Gawker" zahlen soll, am Montag wurden dann noch mal 25 Millionen draufgelegt, das macht insgesamt stolze 140 Millionen (umgerechnet 124 Millionen Euro). "Gawker" hatte im Oktober 2012 einen rund anderthalbminütigen Ausschnitt des Videos im Internet veröffentlicht. Eine kleine, unvollständige Kulturgeschichte des Celebrity-Sextapes zeigt: Die Zeiten, in denen sich Prominente beim Sex filmten, sind eigentlich vorbei.

Wer sich klug anstellt oder gute Anwälte hat, kann dennoch reich werden. In der Serie "Baywatch" macht sie im knallroten Badeanzug, ewig den Strand entlang sprintend und an die Wasseroberfläche tauchend, eine ganze Generation heranwachsender Männer verrückt. Vier Jahre in Folge schafft sie es auf das Cover des amerikanischen Playboy. Als das Sexsymbol der Neunzigerjahre ist Pamela Anderson auf dem Zenit ihres Ruhms, als sie 1995 Tommy Lee, den Schlagzeuger von Mötley Crüe, heiratet. Die Flitterwochen feiern sie sehr freizügig auf einer gecharterten Yacht, der VHS-Camcorder wandert zwischen den frisch vermählten Eheleuten hin und her. Mit vielen verwackelten Andeutungen und kurzen pornografischen Sequenzen wird der Film zur Blaupause des Celebrity-Sextapes. Als der 54-minütige Film 1997 kostenpflichtig auf einer Website auftaucht, wird er schnell zu einem Bestseller, obwohl es damals wahrlich keine Neuigkeit ist, wie die kanadische Schauspielerin nackt aussieht. Pamela Anderson und Tommy Lee verklagen daraufhin die Website und erhalten eine Entschädigung, die Verbreitung des Videos im Netz können sie schon damals nicht mehr stoppen. Die Original-Kassette hatte ihnen ein Elektriker während der Renovierung ihres Hauses in Malibu gestohlen.

Jennifer Lopez

Dass das Internet nichts vergisst, weiß auch Jennifer Lopez. Deshalb versucht die singende US-Schauspielerin seit mehr als sechs Jahren, die Veröffentlichung eines Videos ihrer Hochzeitsnacht vor Gericht zu verhindern. Bislang mit Erfolg: Die expliziten Aufnahmen mit dem kubanischen Kellner Ojani Noa, mit dem Lopez 1997 lediglich zehn Monate verheiratet war, sollen bislang nur Richter in Los Angeles gesehen haben. Noa wurden nach der Scheidung bereits mehrere voyeuristische Film- und Buchprojekte über sein kurzes Leben an der Seite von J. Lo untersagt. Mittlerweile soll er das mehrstündige Heimvideo-Material für einen Dollar an seinen Geschäftspartner Ed Meyer verkauft haben, der davon spricht, mit der Veröffentlichung eine offene Rechnung für Noa zu begleichen. Fans würden schockiert sein, wenn sie das Video sehen, verspricht Meyer. Darin soll J. Lo nicht nur nackt zu sehen sein, sondern auch ihre Mutter beleidigen - Letzteres vermutlich eher angezogen.

Paris Hilton

Im Jahr 2004 landet der kalifornische Videoverleih Red Light District seinen größten Coup und erwirbt die Rechte an einem Sexvideo mit Paris Hilton, einem It-Girl, das damals ohne großen Erfolg durch Fernsehserien und Kinofilme stolpert. Ihr Ex-Freund Rick Salomon, der später kurz mit Pamela Anderson verheiratet sein wird, hatte das gemeinsame Liebesspiel gefilmt, um mit der Liaison mit der reichen Hotelerbin anzugeben. Erst später kommt der Pokerspieler auf die Idee, das Video zu verkaufen. Die DVD "One Night in Paris" verkauft sich weit über eine Million Mal. Red Light District wird zur ersten Anlaufstelle für die Veröffentlichung von Celebrity-Sextapes. So mancher B-Promi wendet sich gar aus freien Stücken an den Filmverleih, um mit einem Heimvideo die darbende Karriere wieder in Schwung zu bringen. Paris Hilton erhält nach einem Rechtsstreit eine Entschädigung in Höhe von 400 000 Dollar und wird an den Verkaufserlösen beteiligt. Wichtiger: Ihre Popularität steigt rasant. Seit Jahren vermarktet sich Paris Hilton als gereifte Society-Lady. Das Sexvideo ist ihr mittlerweile peinlich.

Kim Kardashian

Wie sie zum unangefochtenen Star der sozialen Netzwerke geworden ist, kann heute niemand so genau erklären. Dabei ist die Antwort ganz einfach: Kim Kardashian hat mit hartem Körpereinsatz Karriere gemacht. Das Sexvideo, das sie mit dem R&B-Sänger Ray J im Urlaub in Mexiko zeigt, taucht 2007 im Internet auf. Schon damals wird deutlich, wie wichtig es ihr ist, in jeder Einstellung gut auszusehen. Kardashian, lange eine gute Freundin von Paris Hilton, zieht zunächst gegen den Filmverleih Vivid Entertainment vor Gericht. Später lässt sie die Klage gegen einen Vergleich in Höhe von fünf Millionen Dollar fallen. Es ist der erste große von unzähligen PR-Stunts, die folgen werden. Dass Kardashian, 35, bis heute ein gutes Verhältnis zu ihrem Körper hat, bewies zuletzt ein Nacktselfie auf Twitter. Danach schrieb die Schauspielerin Bette Midler: "Wenn Kim uns einen Teil von ihr zeigen will, den wir noch nie gesehen haben, muss sie schon die Kamera runterschlucken."

50 Cent

Es sind vorwiegend Männer, die im Internet nach Pornografie suchen. Deshalb sind die Filmchen von Anderson oder Hilton ja so erfolgreich geworden. Dabei ist es nicht so, dass es keine Celebrity-Sextapes mit männlichen Hauptdarstellern geben würde. Der Schauspieler Colin Farrell lieferte sich eine monatelange Schlammschlacht mit dem Playmate Nicole Narain, die ein Sexvideo meistbietend verkaufte. Als Farrell später die polnische Schauspielerin Alicja Bechlada kennenlernte, bekam ihre katholische Mutter die Kopie zugeschickt. Einen besonderen Fall lieferte 50 Cent, der 2009 ein Sexvideo ins Netz stellte, um einen Konkurrenten bloßzustellen. Die Frau in dem 13-minütigen Film, Lastonia Leviston, hatte der Veröffentlichung nicht zugestimmt. Ein Gericht sprach ihr eine Entschädigung in Höhe von 7 Millionen Dollar zu. Über 50 Cent sagte Leviston: "Ich hoffe, er hat seine Lektion gelernt." Der Rapper hat Privatinsolvenz angemeldet.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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