Schiffshavarie vor Norwegen:Unglücksursache war vermutlich ein Leck

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Die "Rocknes" müsse demnach in der engen Wasserstraße bei Bergen ein Unterwasserhindernis gerammt haben, obwohl ein Lotse an Bord gewesen sei.

Die Germanische Lloyd hatte dem deutschen Schiffs-TÜV mitgeteilt, dass ein Leck das Schiff zum Kentern gebracht haben könnte. 15 Seeleute werden noch vermisst und sind vermutlich tot. Drei Mannschaftsmitglieder waren bereits tot geborgen worden.

Einer der Überlebenden bestätigte in einem Interview, dass das Schiff kurz vor dem Unfall auf Grund gelaufen sei. Möglicherweise sei die Hülle dabei beschädigt worden, berichtete die Zeitung Bergens Tidense in ihrer Online-Ausgabe. Im Schiffsrumpf befinde sich ein Riss, der den Kenterunfall verursacht haben könnte, hieß es. Wie Augenzeugen an Land berichteten, schien das Schiff außer Kontrolle geraten zu sein, bevor es kenterte und schließlich Kiel oben im Wasser trieb.

Der Germanische Lloyd hatte den Bau des Frachters beaufsichtigt und begleitet die nun laufenden Bergungsarbeiten mit technischer Expertise. Die Schiffseigner Jebsen Management erklärten, die in Antigua registrierte "Rocknes" (Baujahr 2001) verfüge über eine moderne Sicherheitsausrüstung. Der 166 Meter lange Frachter hatte Steine geladen und war nach Angaben der norwegischen Reederei auf dem Weg nach Emden.

Die Rettungsmannschaften stellten am Dienstagnachmittag, 24 Stunden nach der Havarie, ihre Suche nach 15 noch vermissten Seeleuten ein. Zuvor hatten sie ein drittes Todesopfer aus der eisigen Nordsee geborgen. Zwölf der insgesamt 30 Besatzungsmitglieder des am Montag gekenterten norwegischen Frachters konnten gerettet werden.

Der Leiter der Rettungsmannschaften, Trygve Svveen, erklärte zum Abbruch der Suche nach Vermissten, für sie bestehe kaum noch Hoffnung. Bei allen 15 Vermissten handelt es sich um Philippiner. Unter den tot geborgenen Seeleuten ist auch ein Deutscher.

Über Nacht kein Lebenszeichen mehr

Es sei nicht auszuschließen, dass sich noch Menschen im Rumpf des gekenterten Frachters befänden, sagte Sveen. Über Nacht erhielten die Helfer jedoch keine Lebenszeichen mehr, wie eine Sprecherin des Rettungszentrums für Südnorwegen, Else Beth Roalso, mitteilte. Gleichwohl pumpte ein niederländisches Expertenteam am Dienstagmorgen Luft in den Rumpf der "Rocknes", um etwaigen Überlebenden das Atmen zu erleichtern.

In einer dramatischen Rettungsaktion hatten Helfer am Montagabend ein Loch in den Schiffsrumpf geschweißt und drei Männer lebend herausgeholt. Um ein weiteres Eindringen von Wasser zu verhindern, verschlossen sie die Stelle jedoch wieder.

Laut Roalso sollten vorerst keine Taucher in das Schiff geschickt werden. Dazu sei seine Lage nicht stabil genug. Experten brachten rund um den Frachter eine Spezialausrüstung an, um ein Auslaufen der mehr als 500 Tonnen Öl und Treibstoff an Bord zu verhindern.

Die 30-köpfige Besatzung bestand aus zwei Norwegern, einem Deutschen, drei Niederländern und 24 Philippinern. Der 56-jährige norwegische Kapitän, ein Deutscher und ein Philippiner wurden tot geborgen, 15 weitere Philippiner noch vermisst. In Bergen wurden Fahnen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt.

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