Rückenschmerzen I:Kreuz sticht

Lesezeit: 2 min

(Foto: N/A)

Eine neue Studie belegt: Die Zahl der Menschen, die sich wegen Rückenschmerzen im Krankenhaus behandeln lassen, ist erheblich gestiegen. Was sind die Ursachen?

Von Guido Bohsem

Es ist ein Leid mit dem Rücken. Immer mehr Menschen in Deutschland sticht, zwickt und schmerzt es. Vor allem der Bereich zwischen Rippenbogen und Gesäß macht den Bundesbürgern zu schaffen, viele von ihnen leiden an lumbalem Rückenschmerz. Laut einer Studie der Barmer GEK suchen viele Patienten oft über Jahre hinweg Hilfe. Grundlage der Untersuchung waren zwei Millionen Klinikfälle von 8,6 Millionen Versicherten. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie stark plagt die Deutschen der Rückenschmerz?

85 Prozent aller Bundesbürger haben laut Barmer-Studie irgendwann einmal in ihrem Leben Probleme mit ihrem Kreuz. Werden Arbeitnehmer krankgeschrieben, liegt das in 15 Prozent der Fälle an Rückenschmerzen, scheiden sie früher aus dem Berufsleben aus, ist in 18 Prozent der Fälle ein Rückenleiden verantwortlich.

Nimmt die Zahl der Rücken-OPs zu?

Ja. Laut Barmer suchen immer mehr Rückenschmerzpatienten Hilfe im Krankenhaus. Zwischen 2006 und 2014 sei die Zahl der jährlichen Krankenhausfälle von 282 000 auf 415 000 gestiegen (47 Prozent). Rechne man die Effekte heraus, die durch die steigende Anzahl älterer Menschen verursacht werden, bliebe immer noch ein Anstieg von 41,5 Prozent.

Gibt es einen typischen Verlauf?

Knapp die Hälfte der Versicherten hat im Jahr vor der Operation eine kernspintomografische Untersuchung, bei einem Drittel sind chiropraktische Eingriffe an der Wirbelsäule dokumentiert, etwa 41 Prozent erhalten opioidhaltige Schmerzmittel und 22 Prozent mindestens eine Verordnung eines Antidepressivums. In vielen Fällen ist der Schmerz dann längst chronisch geworden. So waren etwa 20 Prozent der Patienten in den sieben Jahren vor einer OP in jedem Quartal wegen ihrer Rückenschmerzen in Behandlung.

Hilft eine Operation auf jeden Fall?

Nein. Laut einer Umfrage der Barmer unter mehr als 900 Patienten sind viele nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Nur ein Drittel gab an, 18 Monate nach der Krankenhausbehandlung schmerzfrei zu sein. Die anderen erklärten, auch weiter regelmäßig unter Rückenschmerzen zu leiden. "Die Erwartungshaltung an die Behandlung im Krankenhaus ist bei Schmerzpatienten sehr hoch", sagt Studienautorin Eva Maria Bitzer von der Uni Freiburg. Die Ärzte müssten konsequenter aufklären, was eine Behandlung leisten könne. "Schmerzfreiheit gehört nicht unbedingt dazu."

Folgt nach einer OP eine weitere?

Die Zahl der Bandscheibenoperationen ist laut Untersuchung zwischen 2006 und 2014 um 12,2 Prozent gestiegen und die Zahl der Wirbelsäulenversteifungen um 83,1 Prozent. Immer häufiger folgte einer Bandscheiben-OP innerhalb von ein bis zwei Jahren noch eine Versteifungs-OP.

Klären die Ärzte ausreichend auf?

Angesichts der hohen Steigerungsraten empfiehlt Barmer-Chef Christoph Straub den Patienten, vor einem Eingriff unbedingt eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. "Nicht jede Operation an der Wirbelsäule ist notwendig und sinnvoll."

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: