Psychologie:Mit Ego-Shootern gegen Spinnenangst

Menschen mit Angststörungen könnten in der virtuellen Realität von Computerspielen üben, mit ihren Ängsten umzugehen. Das zeigt eine Studie kanadischer Wissenschaftler.

Ein klaustrophobisch enger, verlassener Gang in einer zerstörten unterirdischen Forschungsanlage - plötzlich springen aus einem Lüftungsschacht Spinnen heraus und greifen an.

Das zu ertragen, ist nicht jedermanns Sache. (Foto: Foto: dpa)

Schon der gesunde Spieler des Ego-Shooters Half-Life erschrickt in der düsteren Umgebung vor den virtuellen Monstern. Noch schlimmer jedoch ergeht es denjenigen, die an einer Arachnophobie leiden, einer krankhaften Angst vor Spinnen.

Diesen Effekt wollen kanadische Wissenschaftler nun nutzen, um Menschen von ihren Angststörungen zu befreien.

Häufig werden solche Patienten in einer Verhaltenstherapie gezielt mit Situationen konfrontiert, in denen ihre Angst ausgelöst wird. In einer sicheren Umgebung lernen sie, mit ihren Gefühlen umzugehen.

Wie das Team um Stéphane Bouchard von der Universität Quebec berichtet, bieten Computerspiele wie Half-Life und Unreal Tournement offenbar eine vielversprechende Möglichkeit, nicht nur Patienten mit Angst vor Spinnen, sondern auch mit Höhenangst und Panik in engen Räumen (Klaustrophobie) zu behandeln.

Die Kanadier hatten 13 Patienten mit krankhaften Angstgefühlen für 20 Minuten in die virtuelle Realität der Ego Shooter versetzt und ihre Reaktionen mit denen von gesunden Personen verglichen.

Die in den Spielen sonst auftretenden "Feinde" waren entfernt worden, dafür sollten sich die Arachnophobiker einprogrammierten Spinnen nähern. Personen mit Höhenangst fanden sich auf der Spitze eines Baukrans wieder.

Die Reaktionen der Patienten waren vergleichbar mit jenen, die in ähnlichen Situationen in der Realität auftreten, berichten die Forscher im Fachblatt Cyberpsychology & Behavior (Bd. 6, S.467,2003).

Ihr Fazit: Computerspiele stellen eine kostengünstige Alternative zu den teuren Computerprogrammen für Phobie-Patienten dar, die bereits jetzt in der Verhaltenstherapie verwendet werden.

© Von Markus C. Schulte von Drach - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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