Prêt-à-Porter Paris:Große Mode aus Paris

Lesezeit: 2 min

Die Designer sind doch echte Pfundskerle: Wer Pariser Chick tragen will, muss sich nicht mehr bis auf die Knochen herunterhungern.

Der Franzose Jean-Paul Gaultier mokierte sich mit seiner Kollektion über den allgemeinen Schlankheitswahn.

Sich selbst treu geblieben ist der Deutsche Karl Lagerfeld bei seiner Rückkehr auf die Pariser Laufstege am Mittwochmorgen mit einer Kollektion der nach ihm benannten Marke für das kommende Frühjahr. Präzise geschnittene Kleider in Schwarz, Weiß und Marine, oft mit Spitzenstrümpfen kombiniert, zeigten erneut die auf Eleganz und Originalität setzende Arbeitsweise des Mannes mit dem silbernen Zopf.

Schluss mit Riesengürtel und Kruzifix hieß es dagegen bei Dior: In einer drastischen Kehrtwendung brachte Designer John Galliano diesmal schlichte Kostüme und drapierte Kleider auf den Laufsteg.

Lagerfeld brachte diesmal Falten in allen Variationen, ohne dass die Modelle dabei brav wirkten: Ein Kleid mit Faltenrock wie im Tennis-Look wird zum Kontrast von einem schwarzen Lackgürtel in der Taille gehalten. An einem anderen Kleid tauchten die gleichen Falten, allerdings quer gelegt, wieder auf, und auch gefältelte Jacken hatte der Meister im Angebot. Einen Abstecher von der körpernahen Linie machte der gebürtige Hamburger, der auch für das Haus Chanel Mode entwirft, mit einem weißen Kleid mit bauschigen Ärmeln, das von der Brust bis zum Knie ganz gerade nach unten fällt.

Dezente Eleganz gab auch am Vorabend bei der sonst so schrillen Show des Hauses Dior den Ton an. Schmal geschnittene, knielange Röcke in Grau, Beige oder Khaki, die höchstens mal mit Ton-in-Ton-Stickereien verziert waren, erwiesen sich als überraschend tragbar. Die meisten Stücke der Dior-Kollektion waren Kleider, ein Aufruf zu neuer Weiblichkeit, die kein bisschen überdreht wirkte. Nur bei den Abendkleidern darf die Kundin der Luxusmarke sich ganz als Diva geben mit körperumschmeichelnden Drapierungen an bodenlangen Roben, die Farben in Beige, Rosé, Grün oder Schwarz gehalten.

Für tagsüber gab es bei Dior graue Kostümjacken zu braven schmalen Röcken, mit dezenter Stickerei, Ärmelschlitzen oder diskretem Lagenlook. Da war das Publikum fast schon glamouröser als die dezent elegante Mode auf dem Laufsteg: US-Sängerin Janet Jackson und ihr Kollege Lenny Kravitz sowie die französische Schauspielerin Monica Bellucci saßen in der ersten Reihe.

Frech und provokativ war dagegen die Kollektion des 54-jJährigen Jean-Paul Gaultier, dessen Models als Anhänger des allgemeinen Fitness-Kults über den Laufsteg getrieben wurden. Boxer-Shorts in Satin, hochhackige Boxerstiefel, Netzstrümpfe und Oberteile, die mit an Jogging-Jacken gemahnenden Kapuzen versehen waren - der Sportwahn beherrschte die Gaultier-Kollektion für das kommende Frühjahr. Das Ganze entbehrte wie stets nicht eines Augenzwinkerns, und so fanden sich auch im Jogging-Look schwindelerregende Dekolletés, Stickereien und Mousselin-Stoffe wieder, die den Kleidungsstücken ihren femininen Touch gaben.

Nachhaltigen Applaus gab es für ein rundliches Model im schwarzen Mousselin-Outfit. Gaultier hatte sich schon in der vorangegangenen Saison mit einem Kleid über den Schlankheitswahn lustig gemacht, an dem aufgenähte Stoffstreifen an ein Skelett erinnerten. Bei den Prêt-à-porter-Schauen stand am Mittwochabend die Marke Givenchy auf dem Programm, die Défilées dauern bis einschließlich 8. Oktober.

© AFP - Dominique Schroeder - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: