Herzogin Kate:Leihschmuck trifft Luxus-Mao

(Foto: Getty Images)

Herzogin Kate trägt beim Staatsbankett mit dem chinesischen Staatspräsidenten ein Krönchen - sehr zur Begeisterung sämtlicher Beobachter.

Von Marc Felix Serrao

Kleines Bilderrätsel. Was hat die Herzogin von Cambridge dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping anlässlich ihres ersten Staatsbanketts wohl vorm Anstoßen zugeflüstert? A) Keine Bange, im Vergleich zu euren Parteikongressen vergehen die Tischreden bei uns wie im Flug. B) Schon irre, dass ein Kommunist und eine Flugbegleitertochter im Buckingham-Palast anstoßen, was? C) Wenn dir der Schampus nicht schmeckt, lass ihn stehen, Harry trinkt hinterher eh die Reste weg.

Die Antwort kennt leider nur der Glatzkopf im Hintergrund, und der würde wohl eher mit seinem Kopf den Palastboden polieren, als etwas auszuplaudern. So bleibt dem Betrachter nur der Schein. Doch auch der gibt etwas her, und das ist die Erkenntnis, dass Eleganz nichts mit Herkunft zu tun hat. Catherine, dieses tüchtige Mittelschichtkind aus Berkshire, trug ihr Diadem mit einer Souveränität, dass selbst die deutschen Hofberichterstatter vor Entzücken die Sprache verloren. "Tiara-Time", flötete Bunte.de, und auch andere Medien vergaßen angesichts der funkelnden Leihgabe der Königin, dass der Begriff im Deutschen für die Papstkrone reserviert ist. Der Kopfschmuck für die Dame heißt Diadem.

Bleibt der Ehrengast. Als bürgerlicher Betrachter neigt man bei solchen Anlässen ja dazu, alles, was ein Krönchen trägt, toll zu finden, und den Rest zu ignorieren. In diesem Fall wäre das allerdings schade. Denn der durch Floral-Applikationen und Einstecktuch gepimpte Mao-Anzug des Genossen Xi war tatsächlich: sehr schick. Das sagen auch die Augen der Frau, und die lügen nie.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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