Polen:Mann gesteht Inzest

Lesezeit: 2 min

Der Fall erinnert an das Inzest-Drama in Amstetten und die Vorwürfe sind ungeheuerlich: In Polen soll ein Vater seine Tochter sechs Jahre lang missbraucht und terrorisiert haben.

Zweimal sei die Frau während dieser Zeit schwanger geworden, berichtete die heute 21-jährige Alicja am Dienstag in Zeitungs-Interviews. In den Jahren 2005 und 2007 habe sie jeweils einen Jungen zur Welt gebracht. Ihr Vater habe sie aber gezwungen, die Kinder in einem Krankenhaus abzugeben. Die Mutter des Inzest-Opfers sagte, der Mann aus Grodzisko im Osten Polens habe beide Frauen umbringen wollen, falls sie die Polizei informieren.

Inzest-Drama in Polen: Der Täter wird von der Polizei abgeführt. (Foto: Foto: dpa)

Der Mann sitzt seit Montag in Untersuchungshaft und hat laut Fernsehsender TVP Info bereits zugegeben, seine Tochter sexuell missbraucht zu haben. Er soll allerdings ausgesagt haben, dass die Tochter ihn dazu ermuntert, ja sogar gezwungen habe. Die Staatsanwaltschaft wollte zu diesen Berichten keine Stellung nehmen. Wie die Behörde am Dienstag mitteilte, liegen Beweise für einen Teil der Straftaten vor.

Danach soll der 45-Jährige seine Tochter im Jahr 2002 zwei Wochen lang und in diesem Jahr mehr als eine Woche lang eingesperrt und missbraucht haben. Das Opfer sei in einem Zimmer ohne Klinke und in einem Nebengebäude gefangenen gehalten worden. Dem 45-Jährigen droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren.

"Es hat begonnen, als ich 14 Jahre alt war", erzählte Alicja über ihr Martyrium. Damals wohnte die Familie noch bei Breslau (Wroclaw) in Niederschlesien. Der Vater habe sie als sein Eigentum betrachtet. Er habe ein Recht auf sie, pflegte er zu sagen. An einem Abend sei er unter dem Vorwand, Musik hören zu wollen, in ihr Zimmer gekommen, sagte die 21-Jährige der Zeitung Fakt. "Ziehe dich aus", habe er befohlen und sie vergewaltigt. Danach habe er immer wieder Geschlechtsverkehr erzwungen, zwei- bis dreimal pro Woche.

Flucht und Gespräch mit der Polizei

"Er betrachtete die Tochter als seine Ehefrau", sagte Alicjas Mutter, die Ehefrau des Täters. Aus Angst hätten beide Frauen jahrelang geschwiegen. Auch der Umzug der Familie vor zwei Jahren ins Dorf Grodzisko änderte nichts an Alicjas Schicksal. Sie fand zwar im benachbarten Dorf einen Freund, bei dem sie einzog, doch der eifersüchtige Vater holte sie, mit einer Axt bewaffnet, zurück nach Hause.

Erst vor einer Woche schöpften beide Frauen den Mut, die Polizei um Hilfe zu bitten. "Der Vater hat ihr Leben in eine Hölle verwandelt", sagte ein Polizeisprecher, der nach einem mehrstündigen Gespräch mit dem Opfer völlig schockiert war. Der 45-Jährige konnte zunächst fliehen, wurde aber nach einigen Tagen in Siedlce verhaftet. Er wollte sich nach Italien absetzen, hieß es.

Im Dorf will niemand etwas bemerkt haben. Der 45-Jährige habe im Ort als tüchtig gegolten und keinen Alkohol getrunken, hieß es. Nach dem Inzest-Skandal im österreichischen Amstetten habe er sich sogar dafür ausgesprochen, den Täter zu kastrieren. In Amstetten hatte ein Vater seine Tochter 24 Jahre in einem Kellerverlies eingesperrt, sie immer wieder sexuell missbraucht und vergewaltigt. Dabei wurden sieben Kinder gezeugt, von denen bis zur ihrer Entdeckung im vergangenen Frühjahr drei mit der Mutter in dem Versteck lebten.

Eine derart lange Leidenszeit blieb Alicja erspart, doch die Angst vor ihrem Peiniger war nicht minder groß: "Erst, als ich sah, dass er in Handschellen abgeführt wird, atmete ich auf", sagte sie. Sie hoffe, sie werde ihren Vater nicht mehr sehen. Auch zu den beiden Kindern aus der Inzest-Beziehung wolle die traumatisierte Frau keinen Kontakt. Von hunderten Journalisten belagert, verließen Alicja, ihr jüngerer Bruder und ihre Mutter am Dienstag das Haus in Grodzisko. Alle Appelle, sie in Ruhe zu lassen, stießen auf taube Ohren.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: