Piraten vor Somalia:US-Militär will Präsenz ausbauen

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Noch immer ist der Kapitän der Maersk Alabama in der Hand von Piraten. Nun will das US-Militär seine Präsenz binnen 48 Stunden ausbauen. Auch das FBI hat sich eingeschaltet.

Dramatische Szenen auf hoher See: Erst haben Piraten die gesamte Besatzung des Containerschiffes Maersk Alabama als Geisel genommen, dann gelang es den Amerikanern, einen der Piraten zu überwältigen. Wenige Stunden später meldet das Pentagon, dass die amerikanische Crew das Schiff wieder in Kontrolle hat. Doch der Kapitän ist nach wie vor in der Gewalt der somalischen Seeräuber.

Die "Maersk Alabama" - auf diesem undatierten Foto noch unter dem Namen "Alva Maersk" der Maersk Sealand/Maersk Line-Reederei-Gruppe - ist wieder unter der Kontrolle der Crew, doch ihren Kapitän haben die Piraten noch in ihrer Hand. (Foto: Foto: AP)

Mit dem Amerikaner als Geisel, aber ohne Benzin an Bord versuchen die vier somalische Seeräuber nun doch noch Lösegeld zu erpressen. Nun hat sich das US-Militär eingeschaltet. Ein Kriegsschiff ist bereits vor Ort, innerhalb der nächsten 48 Stunden wollen die US-Streitkräfte ihre militärische Präsenz am Horn von Afrika ausbauen. Man wolle sicherstellen, dass für die nächsten Tagen alle möglicherweise gebrauchten Ressourcen vorhanden seien, erklärte der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Mittleren und Nahen Osten, General David Petraeus. Vor Ort befindet sich außerdem ein Verhandlungsteam der Bundespolizei FBI.

Der Zerstörer USS Bainbridge sei bereits in der Nacht am Ort des Geschehens eingetroffen, um die Besatzung zu unterstützen, meldete der Fernsehsender CNN unter Berufung auf die US-Marine. Unklar ist allerdings das weitere Vorgehen des Zerstörers. Ein Sprecher der Reederei Maersk bestätigte dem Sender, dass die Crew der Maersk Alabama mit dem Kriegsschiff in Verbindung stehe. "Die Sicherheit des Kapitäns hat höchste Priorität", sagte der Sprecher der Reederei weiter. Oberstes Ziel sei ein "friedliches Ende".

Zuvor war es der unbewaffneten Besatzung gelungen, Stunden nach der Entführung ihres Schiffes wieder die Kontrolle über den Frachter der dänischen Reederei Maersk zu übernehmen. Es gelang ihnen aber offenbar nicht, auch die Freiheit des Kapitäns auszuhandeln: Die Piraten haben noch immer Kapitän Richard Phillips in ihrer Gewalt. Die Familie des Schiffführers sagte, der Kapitän habe sich nach ihrem Wissen selbst als Geisel angeboten, um die Sicherheit der Besatzung zu schützen.

Ein Seemann sagte der Nachrichtenagentur AP über Satellitentelefon, die gesamte zwanzigköpfige Besatzung sei zunächst als Geisel genommen worden. Es sei ihnen aber gelungen, einen der Piraten zu überwältigen. Mit diesem Druckmittel hätten sie in Verhandlungen mit den Seeräubern schließlich erfolgreich ihre Freiheit erringen können.

Schicksal deutscher Seeleute ungewiss

Die vier Seeräuber verlangten Lösegeld für den Schiffsführer und verhandelten mit der Besatzung des Containerschiffs, sagte der Zweite Maat der Maersk Alabama, Ken Quinn, zu CNN. "Wir bieten ihnen an, was wir können. Aber es läuft nicht so gut." Die Besatzung stehe mit dem Kapitän und den Seeräubern per Funk in Verbindung.

Die Entführung des 155 Meter langen Containerschiffes war der sechste Überfall von Piraten innerhalb einer Woche vor der somalischen Küste - ungeachtet aller Sicherheitsvorkehrungen und Patrouillen internationaler Marineeinheiten. Der Vorfall habe sich 400 Seemeilen vor der Küste der somalischen Hauptstadt Mogadischu ereignet.

Ein Sprecher der 5. Flotte der US-Marine in Bahrain sagte, das Schiff sei um 7.30 Uhr angegriffen worden. Die Piraten hätten es nach dem Überfall an die Küste von Eyl in Somalia manövriert. Eyl gilt als Hochburg der Piraten, wo mehrere gekaperte Schiffe ankern.

Die Maersk Alabama ist ein 17.000-Tonnen-Schiff. Es gehört der weltgrößten Containerschiff-Reederei Maersk. Nach Reederei-Angaben hatte der Frachter 400 Container mit Nahrungsmitteln an Bord, unter anderem für das UN-Welternährungsprogramm WFP. Das Schiff war im Liniendienst auf dem Weg in den kenianischen Hafen Mombasa.

Weiter ungewiss war das Schicksal der fünf deutschen Seeleute auf dem in Hamburg registrierten Containerschiff Hansa Stavanger. Piraten hatten das Schiff am vergangenen Samstag im Indischen Ozean, etwa 400 Seemeilen vor Somalia, in ihre Gewalt gebracht. Insgesamt befinden sich 24 Seeleute aus mehreren Nationen an Bord.

In der Hand somalischer Piraten befindet sich ferner ein französisches Paar mit einem dreijährigen Kind. Die Familie sei mit ihrer Segeljacht Tanit auf dem Weg nach Sansibar den Seeräubern in die Hände gefallen, berichtete das französische Fernsehen.

An Bord befand sich nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Ecoterra offenbar auch ein unterwegs zugestiegenes weiteres Paar. Am vergangenen Montag wurden außerdem ein britisches und ein taiwanesisches Schiff vor der somalischen Küste entführt.

© AP/dpa/gal/hai/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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