"Phantom von Heilbronn":Das Phantom ist eine Packerin aus Bayern

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Nachweislich hat die ominöse Serientäterin nie existiert - nun streiten sich Ermittler und eine Spezialfirma, wer die Panne zu verantworten hat.

Bernd Dörries

Auf gewisse Weise kann man sagen, dass das Phantom aus Bayern kommt und im Hauptberuf einer Tätigkeit als Verpackerin nachgeht. Am Freitagnachmittag um 16.30 Uhr wurde es nach Jahren der Fahndung gefunden.

(Foto: Foto: AP)

Dem Phantom ist nichts vorzuwerfen, außer, dass seine DNS beim Verpacken der Wattestäbchen immer wieder auf das sensible Material gefallen ist. Das ist nicht strafbar, und so droht der Frau auch kein Prozess. Die Suche ist nun aber zu Ende.

Die Sonderkommission Parkplatz der Heilbronner Polizei arbeitete fast zwei Jahre lang mit 30 Mann, häufte 16000 Überstunden an und prüfte 3700 Spuren. Sie trug ihren Teil bei zu einem der größten Polizeieinsätze in der deutschen Geschichte. Und einem der teuersten dazu, die Kosten gehen in die Millionen.

Es gab die Sonderkommission Zelle, die Sokos St.Georgen, Parkplatz, Georgier, Schlinge. Und eine Soko aus Österreich, die keinen Namen hat. Insgesamt suchten etwa 200 Polizisten, Staatsanwälte und Kriminaltechniker in Deutschland, Österreich und Frankreich ständig nach der Phantomfrau, die es nicht gab.

Ihre vermuteten Taten reichten bis ins Jahr 1993 zurück, mit sechs Mordfällen wurde sie in Zusammenhang gebracht. Innenminister Heribert Rech (CDU) will nun prüfen, ob man den Hersteller der Wattestäbchen für den Schaden haftbar machen kann.

Die betroffene Firma sieht die Schuld allerdings bei den Ermittlern. "Die Polizei hat nie gefragt, ob das Besteck für DNS-Tests geeignet ist", sagt Heinz Schmid, der Geschäftsführer von Greiner Bio-One im Kreis Esslingen.

Man habe nie behauptet, Stäbchen zu liefern, die frei von fremder DNS sind. Dies gehe eindeutig aus der Gebrauchsanweisung hervor. Die Stäbchen würden zwar sterilisiert, was nicht bedeute, dass dabei auch alle menschliche DNS zerstört werde. Die Polizei sagt, man habe sich an die Richtlinien gehalten.

Bei Zulieferbetrieben von Greiner wurden Speichelproben von Mitarbeitern genommen. Der Herstellungsweg der Stäbchen ist sehr kompliziert. Die Baumwolle stammt von Lieferanten in China und Ägypten, der Importeur sitzt in Norddeutschland. Im Fränkischen wird die Wolle dann auf ein Stäbchen gesetzt, dort wurde das Phantom nun gefunden.

Klaus Hiller, Präsident des LKA Baden-Württemberg, sagte am Freitag einen seltsamen Satz: "Wir haben eine Frau gesucht, es war eine Frau, wir haben diese Frau gefunden." Die Sache sei also auch ein Erfolg. Frank Huber, der Leiter der Sonderkommission Parkplatz sieht das doch etwas anders. Viele seiner Kollegen seien enttäuscht. "Man hat eine Menge Herzblut reingesteckt", sagte er.

Die Ermittler in Baden-Württemberg erhielten bereits im Januar 2009 einen Hinweis des Landeskriminalamtes Oberösterreich, dass die Theorie der Phantomfrau wohl nicht stimmen könne. In Linz war im September 2008 ein 21-jähriger Bosnier in einer Diskothek erschlagen worden, an seiner Fingerkuppe fand sich die fragliche DNS.

Weil aber niemand dort eine Frau gesehen hatte, wurden die österreichischen Fahnder misstrauisch und arbeiteten nicht mehr mit den betroffenen Wattestäbchen. In Heilbronn meldete die Polizei aber noch im Februar 2009 den Fund von neuen Spuren der unbekannten weiblichen Person.

Die Grünen im Stuttgarter Landtag wollen von Innenminister Rech nun wissen, "warum das österreichische Bundeskriminalamt in der Lage gewesen sei, unmittelbar nach festgestellten Verunreinigungen die Wattestäbchen aus dem Verkehr zu ziehen, die Behörden in Baden-Württemberg aber nicht".

© SZ vom 28.03.2009/liv - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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