Olympische Spiele:Katzenjagd in Peking

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Brutale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele: Peking will rund 200.000 streunende Katzen töten.

Henrik Bork

Die Stadt Peking macht Jagd auf streunende Katzen. Die Tiere werden vergiftet. Oder sie werden eingefangen und verhungern in winzigen Käfigen. Vor den Olympischen Spielen, so hat es die Stadtregierung verfügt, soll "keine einzige streunende Katze mehr" auf den Straßen der Stadt zu sehen sein. Bis zu 200.000 wilde Katzen könnten bedroht sein, fürchten Tierschützer.

Streunende Katzen werden in Peking vergiftet, erschlagen oder eingesperrt, bis sie verhungern. (Foto: Foto: dpa)

Vor allem aber sind sie entsetzt über die Brutalität, mit der die Kampagne ausgeführt wird. "Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie zwei Männer im Taoranting-Park Katzen gefangen und erschlagen haben. Es war schrecklich. Erst heute Morgen habe ich wieder eine tote Katze beerdigt. Vor den Olympischen Spielen will die Regierung sie alle umbringen, habe ich gehört", sagt die Tierschützern Zhang Jie von "Luckycats" in Peking.

Die Kampagne ist kürzlich vom Direktor des Landwirtschaftsbüros der Stadt Peking ausdrücklich mit den Olympischen Spielen begründet worden. Nicht nur Katzen, auch herrenlose Hunde werden gejagt. "Um Unfälle durch streunende Tiere während der Olympischen Spiele auszuschließen und einen reibungslosen Verlauf der Spiele zu garantieren, stellt die Stadtregierung von Peking Unterkunft und Hilfe für herrenlose Tiere zur Verfügung", heißt es auf der Webseite des Pekinger "Instituts für Tiergesundheit".

Die "vier Übel"

Die Stadt hat 18 Spezialfahrzeuge zum Einfangen oder Eliminieren der Tiere angeschafft. Das Wort "Hilfe" ist allerdings irreführend. Diejenigen Katzen, die nicht von ausgelegten Fleischhäppchen vergiftet oder an Ort und Stelle erschlagen werden, werden von den Fängern in ein "Tierheim" im Pekinger Vorort Changping transportiert. Tierschützer, die dort waren, beschreiben winzige Käfige von den Ausmaßen "eines Mikrowellenherdes".

"Katzen und Hunde werden dort ohne Wasser oder Futter in die winzigen Käfige gesperrt. Sie warten einfach, bis die Tiere verenden'', sagt die 48-jährige Katzenliebhaberin Liu Meiyun.

Öffentliche Proteste dieser Art sind nicht ungefährlich, da "erfolgreiche Olympische Spiele" derzeit das oberste Ziel der kommunistischen Führung sind. "Wie können streunende Katzen Olympia gefährden?", fragt Liu Meiyun. Sie konnte nur eines von mehreren hundert Tieren aus seinem Käfig retten. "Sie haben mir die halb verhungerte und kranke Katze erst gegeben, als ich log, sie sei meiner Oma weggelaufen", sagt Liu.

Schon früher hat Peking streunende Hunde und Katzen eingefangen und dies unter anderem mit der Tollwutgefahr für Menschen begründet. 3380 Menschen sind daran 2007 in China gestorben. Doch die jetzige, mit Olympia begründete Großkampagne weckt Erinnerungen an Mao Zedongs Hatz auf die "vier Übel" in den fünfziger Jahren. Damals machte ganz China Jagd auf Fliegen, Moskitos, Ratten und Spatzen. Die Folge war eine verheerende Heuschreckenplage.

Auf die Spiele können sich zumindest Pekings Tierschützer nun nicht mehr so recht freuen. "Ich habe eine Frage an das IOC und die Athleten. Können sie wirklich mit gutem Gewissen an diesen Spielen teilnehmen, wenn der Preis das Leben so vieler Tiere ist?", fragt Qin Xiaona vom Tierschutzverein CAWA.

© SZ vom 10.3.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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