Oberbayern:Teile von mindestens zwei zerstückelten Menschen gefunden

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In der letzten Zeit hörte man von Ruhpolding im Chiemgau durch die Biathlon-WM oder weil dort der Papst als junger Mann eine Messe zelebrierte. Nun gerät der Ferienort erneut in die Schlagzeilen - durch einen skurrilen Leichenfund.

Von Heiner Effern

Ruhpolding - Ein möglicher Doppelmord mit grausigen Details erschüttert seit dem Wochenende die Ferienregion Ruhpolding. Seit Freitag haben Ermittler mit Leichenspürhunden und einem Hubschrauber nahe dem Tourismuszentrum große Teile einer Frauenleiche und ein Körperteil eines weiteren Menschen gefunden. Derzeit erstreckt sich die Suche auf das Gebiet entlang der Staatsstraße Richtung Reit im Winkl. Weder die Identität der Frau noch das Geschlecht des zweiten Opfers waren bis Sonntagnachmittag bekannt.

Polizisten suchen nach weiteren Leichenteilen (Foto: Foto: dpa)

Ausgelöst hat den Großeinsatz von Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitagmittag eine Anwohnerin, die vom Einkaufen zurückkehrte. Dafür musste sie am kleinen Weiler Neustadl von der Staatsstraße Siegsdorf-Ruhpolding aus einen 500Meter langen Feldweg zurücklegen. Dort lag ein blaues Päckchen, das sie mit nach Hause nahm, um es wegzuwerfen. Da sich der Inhalt komisch anfühlte, öffnete die Frau vorsichtig den blauen Müllsack, der mit Tesafilm umwickelt war.

Als ihr ein Finger entgegenkam, informierte sie die Polizei. Nachdem die Beamten eine ganze Frauenhand ausgewickelt hatten, lösten sie einen Großeinsatz aus. Bis Samstagnachmittag blieben die Bemühungen der Polizei ohne Erfolg. Doch dann fanden die Polizisten in kurzen Abständen insgesamt vier Säcke mit weiteren Leichenteilen, die an einem Abhang im Unterholz in einem Umkreis von einem Kilometer versteckt waren.

Bei ersten Laboruntersuchungen in der Münchner Rechtsmedizin stellte sich heraus, dass es sich bei der Leiche um eine 16 bis 20 Jahre alte Frau handelt, die erst vor kurzer Zeit ums Leben gekommen ist. Die abgetrennte Hand war gut erhalten und wies keinerlei Verwesungserscheinungen auf. Obwohl die Leiche nicht vollständig gefunden wurde, endete der Einsatz des Großaufgebots am Samstagabend.

Doch nur für einen halben Tag, bis die Rechtsmedizin mitteilte, ein Körperteil passe nicht zu den übrigen Funden, man müsse von einem zweiten Opfer ausgehen. Am Sonntag durchkämmten wiederum Einsatzkräfte die Region um die Hauptstraße von Siegsdorf nach Ruhpolding und dann weiter nach Reit im Winkl. Da teilweise steile Abhänge abzusuchen waren, wurde auch die alpine Einsatzgruppe der Polizei hinzugezogen.

Die Kriminalpolizei Traunstein hat die Bevölkerung aufgerufen, vermisste Frauen umgehend zu melden. Des Weiteren fahndet die Polizei nach zwei Fahrzeugen, deren Fahrer sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in der Nähe des Fundorts auffällig verhalten haben sollen: Ein dunkler Audi soll gegen 4 Uhr mit aufheulendem Motor davongebraust sein. Zu gleicher Zeit wurde ein roter Golf älteren Baujahrs an der Fundstelle gesehen.

Weitere Details, wie die Leichen zerstückelt wurden und welche Körperteile exakt gefunden wurden, hielt die Kriminalpolizei bisher zurück. Da noch keine heiße Spur vorliege, würden die Ermittlungen diese Woche auf eine breitere Basis gestellt, kündigte Pressesprecher Franz Sommerauer an. Unter anderem müsse geprüft werden, ob sich Parallelen zu anderen Fällen ergäben. Entscheidende Hinweise erhoffe man sich vorerst aber nur von der Rechtsmedizin in München, die unter Hochdruck alle gefundenen Leichenteile untersuche.

Der Tourismusort Ruhpolding wird durch den Leichenfund zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren zum Schauplatz einer Gewalttat. Erst im März dieses Jahres war in einem spektakulären Indizienprozess ein Paar aus Ruhpolding wegen Totschlags zu Haftstrafen verurteilt worden. Sie hatten nach Überzeugung des Gerichts ihren Mieter getötet und die Leiche anschließend so gut versteckt, dass sie bis heute nicht gefunden wurde. Dass die beiden Fälle zusammenhängen, schließt die Polizei derzeit jedoch aus.

© SZ vom 27.05.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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