Neuer Trend:Männer parken

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Einkaufswütige Frauen lassen ihre Partner in einer Hamburger Bar betreuen, für zehn Euro gibt es zwei Bier, Spiele und Vorträge.

Von Silke Burmester

(SZ vom 07.10.2003) Hätte die Schöpfung das Shopping-Gen nicht ausgerechnet auf den Teil des Chromosoms gelegt, der das X zum Y macht - alles wäre so einfach. Männer würden Frauen verstehen, könnten Teil haben an dem permanenten Prozess der Ich-Erneuerung durch Kleidung und Accessoires und bräuchten die Zeit nicht mit Autorennen oder Tippkick zu vertrödeln. Bis die Genforscher das Problem gelöst haben, müssen andere Ansätze her. In Hamburg hat Deutschlands erster "Männergarten", eine Abgabestelle für schlechte Einkaufsbegleiter, eröffnet. Köln hat jetzt nachgezogen.

Männer hüten

Die "Nox"-Bar in der Hamburger Innenstadt bietet Frauen samstags die Möglichkeit, ihre Partner für die Dauer des Einkaufsbummels, längstenfalls jedoch bis 18 Uhr, abzugeben. Zehn Euro kostet das, die Männer werden dann mit einer warmen Mahlzeit und zwei Bier versorgt. So genannte Männergärtnerinnen betreuen die Herren, während des Aufenthaltes wird ihnen ein Namensschild auf die Brust geheftet. Frauen müssen draußen bleiben.

Geschäftsführer Alexander Stein, 32, ist sich noch unsicher darüber, ob sein "Männergarten" nur ein kurzweiliger Gag sein wird, oder ob der Bedarf zu einer festen Etablierung führen kann. Die Architektin Ute Bartos-Omelan, zusammen mit ihrem Mann Uwe Singelmann Stammgast des Lokals, hatte diesen Einfall, nachdem es jedes Wochenende Reibereien gab: "Das ist ja so viel spaßiger. Auch für die Jungs. Ich kann mit meiner Freundin losziehen und die Männer können hier ihren Themen nachgehen."

Spielen, lesen, stricken

Ihr Mann Uwe im eleganten Cordanzug scheint sich sichtlich wohlzufühlen. Schließlich ist im "Männergarten" für alles gesorgt: gemütliches Ambiente, Gesellschaftsspiele wie "Bluff", Micky-Maus-Hefte und Strickzeug. Auch ein Büchertisch nebst Beratung zu Titeln wie "Das große Ravensburger Werkbuch", "Schicken ist fön" oder Alice Schwarzers "Der große Unterschied" ist arrangiert - jedoch berichtet die vom Buchladen bereitgestellte Dame, dass die Herren lieber zu bebilderter Literatur greifen. So wie Olaf, der sich am Susan-Stahnke-Playboy-Heft erfreut, während er eine Havanna raucht.

Der Büchertisch an diesem Samstag ist nur ein mäßiger Ersatz für die ursprünglich geplante Präsentation von Stichsägen und Vorschlaghammern. Doch die Chefs einer Baumarktkette, die künftig zur Unterhaltung der Gäste Werkzeuge präsentieren wollen, baten sich noch etwas Zeit aus, um die Verkäufer perfekt zu instruieren.

Träume von gestern werden wahr

Geschäftsführer Alexander Stein hat sich um weitere Programmpunkte gekümmert. "Eine Cocktailschule ist geplant, eine Rum-Verkostung und die Vorstellung eines neuen Automodells." Der 51-jährige Uwe Singelmann legt Wert darauf, dass sich das Angebot nicht wiederholt: "Beim ersten Mal hatten wir ein ferngesteuertes Auto, das nächste Mal eine Carrera-Bahn."

17 Männer wurden im "Männergarten" am vergangenen Wochenende abgegeben. Alle fühlten sich ganz offensichtlich wohl. Ein Lehrer aus Bayern etwa, obwohl er zur vereinbarten Zeit nicht von seiner Frau abgeholt worden war. "Das ist auf jeden Fall besser, als im Schuhladen rumzusitzen", sagt er und liest weiter im "Erbschaftssteuerberater". Nebenan rücken einige Männer die Stühle, um eine Runde Skat zu spielen. Auch der vordere Teil der Bar ist gut besucht - von Frauen. Die kommen zum Kaffetrinken in die Bar - und um sich amüsiert umzusehen.

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