Nachruf:Gunter Gabriel gestorben

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Gunter Gabriel (1942-2017) war seit den 1970er-Jahren einer der bekanntesten deutschen Schlager- und Countrysänger. Er kam als Günter Caspelherr auf die Welt. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Er war wie ein deutscher Johnny Cash, seine rauchige Stimme war sein Markenzeichen: Nun ist der Sänger Gunter Gabriel, der als Günter Caspelherr auf die Welt gekommen ist, an den Folgen eines Treppensturzes im Alter von 75 Jahren gestorben.

Von Martin Zips

Wenn es jemals so etwas wie einen deutschen Johnny Cash gegeben haben könnte, dann war es: Günter Caspelherr. Caspelherr, der sich von Bünde in Westfalen aus als Sohn eines Schrankenwärters auf den Weg durchs Leben machte, brach erst die Volksschule ab, später das Maschinenbaustudium. Wenn er Jahre später mit umgehängter Gitarre, weiten Jeans, langen Haaren und rauchiger Stimme sang: "Hey Boss, ich brauch mehr Geld", dann nahm man ihm das ab. Ein authentischer Vertreter der selbstbewussten deutschen Working Class. Wenn Caspelherr, der sich nach der Hochzeit mit seiner ersten Ehefrau Gabriele fortan Gunter Gabriel nannte, "Ich werd' gesucht in Bremerhaven" sang, hörte man zwar eigentlich Cashs "Wanted Man" - aber das sollte ja auch so sein. Gabriel (als seine Mutter starb, war er vier) hatte seine Karriere in den 1960er-Jahren als Promoter einer Plattenfirma begonnen und später Lieder für Rex Gildo, Peter Alexander und Wencke Myhre geschrieben. Wer unter Kohl und Schmidt aufwuchs, der wuchs auch mit Gunter Gabriel auf: "Wenn Du denkst, dass Du denkst, dann denkst Du nur, dass Du denkst" schrieb er für Juliane Werding. Musikkassetten und CDs mit seiner Countrymusik ("Er fährt 'nen 30-Tonner Diesel") stapelten sich in den Führerkabinen der Speditionsfirmen. Doch er, der im Jahr 2003 sogar im Tonstudio von Johnny Cash ein Album aufnehmen durfte, verzockte sich. Seine Ehen scheiterten, er trank, schimpfte, zog sich auf sein Hausboot zurück, trat fortan privat in Wohnzimmern auf und ging Anfang 2016 ins Dschungelcamp, wo er schon nach wenigen Tagen wieder um seine Entlassung bat. Am Vorabend seines 75. Geburtstages am 11. Juni ist Gunter Gabriel eine Treppe hinuntergestürzt. Nun starb er, in einem Krankenhaus in Hannover, an den Folgen.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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