Nachruf:Gatte von Welt

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Französischer Däne: Prinz Henrik (1924 - 2018) (Foto: dpa)

Der Mann, der nie König werden durfte: Der dänische Prinz Henrik ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Er galt als mitunter schwierig und aufbrausend, aber auch als einer, der den Mut hatte, anders zu sein.

Von Silke Bigalke

Am Ende haben sich die Dänen versöhnt mit ihrem Prinzen, der ja nie wirklich einer der ihren war und auch nie nur Prinz sein wollte. Seine Beliebtheit im Volk mag geschwankt haben, aber nach dem Tod von Prinz Henrik, dem Gatten der dänischen Königin Margrethe, beschreiben ihn die Dänen als einen, der den Mut hatte, anders zu sein, wenn auch immer ein wenig zu französisch, zu aufbrausend, zu beharrlich in seinem Wunsch, doch noch König zu werden. Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen nannte Henrik am Mittwoch einen "einzigartigen" Repräsentanten Dänemarks, der den dänischen Humor und die Selbstironie auf beste Weise gemeistert habe.

Dabei war Henrik, der am Dienstagabend in Schloss Fredensborg im Beisein seiner Frau und seiner beiden Söhne nach einer Krebserkrankung im Alter von 83 Jahren gestorben war, mit seiner Rolle unglücklich. Geboren in Frankreich als Henri Marie Jean André Graf de Laborde de Monpezat, lebte er die ersten Jahre mit seinen Eltern in Vietnam, studierte später Jura in Paris, außerdem Chinesisch und Vietnamesisch in Hongkong und Saigon. Als er Prinzessin Margrethe kennenlernte, arbeitete er als Sekretär in der französischen Botschaft in London. Für sie änderte er seinen Namen von Henri in Henrik, seinen Glauben von katholisch in evangelisch und seine Staatsbürgerschaft zu dänisch.

Als Margrethe fünf Jahre nach der Hochzeit zur Königin gekrönt wurde, bekam er jedoch keinen Königstitel, sondern wurde der erste Prinzgemahl Dänemarks - eine Rolle, für die es keine Vorlage gab. Henrik empfand das stets als Geringschätzung, die ihn bis an sein Lebensende beschäftigen sollte. Und mit ihm das ganze Land.

2002 wuchs sich der Frust des Prinzen zur Krise aus. Als er seine kranke Frau nicht beim Neujahrsempfang vertreten durfte, sondern Platz für seinen Sohn machen musste, zog er sich für eine "lange Denkpause" auf sein Weinschloss in Südfrankreich zurück. Die Königin eilte ihm mit dem Sohn hinterher. Krise abgewendet, hoffte damals das dänische Boulevardblatt Ekstra Bladet und schrieb: "Nicht dass Dänemark ohne Prinz Henrik von einem unersetzlichen Verlust betroffen wäre." Aber Königin Margrethe möge ihren ja Mann offensichtlich, "und das Wohlbefinden unserer Majestät liegt uns wirklich am Herzen".

Tatsächlich sollten weitere Krisen folgen. Im Jahr 2016 gab Henrik den ungeliebten Titel Prinzgemahl und seine öffentlichen Aufgaben ab. 2017 machte er mit einem Interview Schlagzeilen. "Sie macht aus mir einen Narren", sagt er darin über seine Frau. Er wolle nicht neben der Königin im Dom von Roskilde bestattet werden, so wie es seit Jahrhunderten Tradition ist. Dafür müsse sie ihn schon zum König machen. Margrethe, die beim Volk ungleich beliebter ist als Henrik, zeigte sich wie immer gelassen. Sie akzeptiere die Entscheidung ihres Mannes, ließ sie mitteilen.

Wenige Monate später, im September 2017, erklärte der Palast, beim Prinzen sei Demenz diagnostiziert worden, die Krankheit könne Urteilskraft und Gefühle beeinflussen.

Versöhnen konnten sich die Dänen mit dem Prinzen immer dann, wenn er seine andere, weichere Seite zeigte. Henrik schrieb Kochbücher und Gedichte, zum Beispiel über seine Dackeldame Evita: "Ich liebe es, dein Fell zu streicheln. du lieber, du besonderer Hund." Auf seinem Weingut verkaufte er Wein und Parfüm, das nach Pampelmuse und Zedern durften sollte. Und er engagierte sich ehrenamtlich für das Rote Kreuz, was ihm Respekt verschaffte. Heute beschreiben ihn dänische Medien als "Mann von Welt in einem kleinen Land", als intellektuellen Aristokraten.

Im Januar musste Henrik mit Lungenentzündung ins Krankenhaus, die Ärzte fanden einen gutartigen Tumor. Seine letzten Tage wollte er auf Schloss Fredensborg nördlich von Kopenhagen verbringen. Auch noch im Tode wird der Prinz mit dänischen Traditionen brechen: Er hat sich eine Feuerbestattung gewünscht. Seine Asche soll in einer Urne im Garten von Fredensborg stehen. Die eine Hälfte. Die andere soll im Meer verstreut werden.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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