Nach Zyklon in Birma:Kaum Spendenbereitschaft wegen Junta

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Schwere Landung im Delta: Weil viele glauben, dass die Generalsclique die Spenden missbraucht, um Regimekritiker umzusiedeln, läuft die Hilfe für die Opfer des Wirbelsturms nur zögerlich an.

Judith Raupp

Noch liegen keine genauen Zahlen über die Spenden für die bedürftigen Menschen in Birma vor. Aber nach ersten Beobachtungen sind die Deutschen zurückhaltender als beim Tsunami 2004 in Asien. "Wir haben erst mehrere 10.000 Euro registriert. Die Spenden laufen nur zögerlich an", sagt eine Sprecherin der Aktion Deutschland Hilft, des Dachverbands von 18 Hilfswerken. Beim Tsunami an Weihnachten 2004 waren in Asien und Ostafrika 230.000 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch deutsche Urlauber. Innerhalb kürzester Zeit spendeten die Deutschen 670 Millionen Euro für die Nothilfe und den Wiederaufbau.

Die Hilfe rollt an - die Spendenbereitschaft hält sich in Grenzen. (Foto: Foto: dpa)

Dass die finanzielle Hilfe für die Opfer des Wirbelsturms Nargis schleppend anläuft, hat mehrere Gründe. Nach bisherigen Erkenntnissen sind in Birma keine deutschen Touristen gestorben. Die Betroffenheit hierzulande ist also geringer als beim Tsunami. Vor allem aber trägt das sture Verhalten des Militärregimes in Birma zur zögerlichen Haltung der Spender bei. "Einige Geldgeber fürchten, dass das Militär Lebensmittel und Medikamente einkassieren könnte. Sie halten ihre Spenden daher zurück", sagt Benjamin Zawacki von Amnesty International.

Die Militärjunta stehe zudem unter dem Verdacht, Hilfsaktionen zu missbrauchen, um Regimekritiker umzusiedeln. Zawacki betonte jedoch, dass Hilfe für die Nargis-Opfer nötig sei. Im südlichen Birma, wo der Sturm tobte, spiele sich eine "humanitäre Krise" ab. Nach Schätzungen von ausländischen Beobachtern hat der Zyklon bisher 100.000 Todesopfer gefordert. 1,5 Millionen Menschen bräuchten Nahrungsmittel, Decken, Zelte und Medizin, berichtet Janine Lietmeyer, Referentin für Nothilfe bei Malteser International. In der vom Sturm betroffenen Region leben 24 Millionen der 48 Millionen Birmesen.

Ein Streitpunkt zwischen dem Militärregime und den internationalen Helfern ist die Logistik. Das birmesische Militär möchte die Hilfsgüter selbst verteilen. Dagegen bestehen die Vereinten Nationen, die die Hilfseinsätze koordinieren, darauf, dass die internationalen Organisationen die Waren verteilen. So soll sichergestellt werden, dass die Bedürftigen und nicht die Junta profitieren.

Im Vorteil sind die Hilfsorganisationen, die schon seit Jahren in Birma tätig sind und lokale Mitarbeiter haben. Die Einheimischen dürfen im Gegensatz zu den Ausländern reisen. Der Zugang zum Katastrophengebiet sei in diesem Moment besonders wichtig, erklärt Lietmeyer von den Maltesern.

Denn man müsse sich erst einmal einen Überblick über die Lage verschaffen, um effizient Hilfe leisten zu können. Den internationalen Druck auf das Regime in Birma beobachtet sie mit gemischten Gefühlen. Die Junta stelle sich noch sturer als bisher, beobachtet sie. So habe das Militär zwei Malteser-Mitarbeitern die Reisegenehmigung einfach wieder entzogen.

© SZ vom 8.6.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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