Nach dem Taifun "Soudelor":Posieren neben den Katastrophen-Kästen

(Foto: David Chang/dpa)

Zwei Briefkästen in Taipeh haben es zum beliebtesten Fotomotiv der Stadt geschafft, nachdem ihnen im Taifun ein Schild aufs Dach gefallen war.

Von Martin Zips

Dem Menschen ist oft zum Lachen zumute, manchmal auch in Situationen, die gar nicht wirklich zum Lachen sind. Auf diesem Bild sind zwei Postkästen zu sehen. Sie stehen in Taipeh. Postkästen haben ja immer etwas Komisches. Mit ein bisschen Fantasie lassen sich ihre Einwurfschlitze als Augen deuten, auch Nase, Mund und Hals sind oftmals klar erkennbar. Da diese Kästen ihre eckigen Köpfe zudem ungewohnt keck neigen, verwundert es nicht, dass sie es zum beliebtesten Fotomotiv in der taiwanischen Hauptstadt gebracht haben. Menschenschlangen bilden sich vor ihnen, die Polizei muss den Verkehr regeln. Die Briefkästen stehen aber nur deshalb so schief am Bürgersteig, weil der verheerende Taifun Soudelor mit seinen 173 Kilometern pro Stunde ihnen ein schweres Reklameschild aufs Blech geweht hat. Also gaben sie nach. Und weil der Sturm in Taiwan und an der Ostküste Chinas mittlerweile mehrere Dutzend Menschen das Leben gekostet und viele Häuser und Straßen zerstört hat, schimpft man jetzt da und dort über die Touristen mit ihren blöden Spaßfotos. Auch darüber, dass die Post zwar erklärt hat, sie werde mit einer Gedenktafel neben den schiefen Kästen künftig an die Katastrophe erinnern, gleichzeitig sei aber eine Reihe lustiger Briefkasten-Souvenirs in Planung. Na, vielleicht kommt das Geld dann wenigstens den Sturmopfern zugute.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: