Nach Amoklauf in USA:Bestürzung und Trauer in Erfurt

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Vor fünf Jahren hat ein Ex-Schüler am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 16 Menschen getötet und sich dann selbst erschossen. Nach dem Massaker in den USA wird der Alptraum an der Erfurter Schule wieder wach.

Die Nachricht vom Massaker im US-Bundesstaat Virginia hat am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt Bestürzung und Trauer ausgelöst. "In solchen Momenten ist alles sofort wieder da", sagte Schulleiterin Christiane Alt am Dienstag.

Vor fünf Jahren hatte ein Ex-Schüler an dem Gymnasium 16 Menschen getötet und sich dann selbst erschossen. "Wenn wir solche Bilder wie in Virginia sehen, kehrt die Erinnerung mit einem Schlag zurück". Die Schüler der heutigen 10., 11. und 12. Klassen sowie ein großer Teil der Lehrer hatten das Massaker miterlebt. Am 26. April gedenkt die Schule gemeinsam mit früheren Schülern und Vertretern der Politik der Opfer des Blutbads.

"Wir können gut nachfühlen, wie es den Menschen dort jetzt geht", erklärte die Schulleiterin. "Ich bin nicht davon losgekommen, habe bis in die Nacht hinein ferngesehen." An der Technischen Universität in Blacksburg (Virginia) hatte ein Amokläufer am Montag 32 Studenten und Lehrkräfte erschossen sowie 15 Menschen verletzt. Wie der Erfurter Täter tötete er sich danach selbst.

"Der Ablauf geht bei uns äußerlich normal weiter, aber solche schrecklichen Ereignisse wirken immer in unsere Schule hinein", sagte die Direktorin. Wenn Schüler das Bedürfnis dazu hätten, werde das Geschehen von Virginia im Unterricht thematisiert. "Da es in den zurückliegenden Jahren leider mehrere ähnliche Fälle gab, wissen wir inzwischen damit umzugehen", berichtete Alt.

"Wir haben dafür ein Netzwerk aufgebaut. Wenn jemand Hilfe braucht, ist sofort ein Betreuer zur Stelle. Wenn jemand auffällig reagiert, nehme ich ihn aus dem Unterrichtsbetrieb."

"Für uns ist es schlimm zu sehen, dass erneut so viele Menschen getötet worden sind", betonte Alt. "Zum anderen leiden wir darunter, dass kaum Konsequenzen aus solch schrecklichen Ereignissen gezogen werden. Eine Woche lang beherrscht das Thema die Medien, und jeder äußert sich dazu, aber in der Praxis ändert sich nichts. Wir werden wieder erleben, dass beispielsweise über schärfere Waffengesetze diskutiert wird und dass wieder alles beim Alten bleibt."

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