Mode in Barcelona:Liebling, ich habe den Bikini geschreddert!

Lesezeit: 1 min

Was wir Ihnen von der Modeschau in Barcelona mitbringen, sind keine Mangel- oder Mängelphänomene in Erwartung des nächsten heißen Sommers. Das hier sind ganz einfache Textilkatastrophen - wie sie in jeder Schneiderei mit Lehrlingen im ersten Ausbildungsjahr vorkommen können. Eine Bildergalerie.

Bernd Graff

Auftakt der Modewoche von Barcelona: der spanische Designer Antonio Miró stellt seine Sommer-Kollektion 2004 vor. Er muss sie aus Tesakrepp gefertigt haben.

Gut geschreddert auf den Laufsteg: Konrad Muhr beweist tatsächlich Mut. (Foto: Foto: dpa)

Gut, seine von mexikanischen Trachten inspirierten Modelle schwelgen in der Farbe weiß, sowohl bei Hemden für den Mann als auch bei hüftbetonten Röcken für die Frau. Allerdings sieht dieses Weißgeschwelge aus, als ob man Viertklässler gebeten habe, Gipsabdrücke ihrer Lieblingsfußballstiefel zu machen.

Des weiteren: Nicht zu verkennen sind auch bei anderen "Designern", etwa den Brüdern Inaki und Aitor Munoz, Toton Comella, Agatha Ruiz de la Prada oder Josep Font, Anleihen aus den 70er Jahren. Anleihen wohl bei der bayerischen Raiffeisenbank in Hof: Sie machen den Weg frei - so furchterregend wirken sie auf ihre Umwelt.

Das gilt insbesondere für die Bademode, die schwermütig, fast trübselig in die Vergangenheit zurück geht: Designer Totín Comella etwa hat allen Ernstes den Nerv, seine textile Konfetti-Parade unter dem Küblböck-Motto "positive Energie" zu präsentieren: Bikinis aus gekräuseltem Stoff, der damit vormacht, wie sich die Fußnägel der Betrachter beim Anblick der "Kreationen" verhalten werden. Lydia Delgado muss zu viele Fanatsy-Rollenspiele im Augsburger Stadtpark mitgemacht haben. Ihre Longsleeve-Entwürfe würde nicht einmal die Autobahnmeisterei von Innsbruck als Windhosen einsetzen. Während Esteve Sita Mur etwa eine quietschgrüne Schlauchbelanglosigkeit als Kleid vorstellt, das gerade in einem Großversuch von der pharmazeutischen Industrie als Abführmittel getestet wird. ... Und dann auch noch quergestreift!

Armand Basi zeigt dagegen ein grauingrauDDRversehrtes Bikinietwas, das alles ist - nur keine Neubetrachtung der Bademode. Während Hannibal Laguna seine Badenixen in etwas kleidet, dass man von ausrangierten Beifahrersitzen kennet: Holzperlengewebe, das dort den Rücken während der Fahrt massieren sollte. Konrad Muhr hat als einziger tatsächlich den Mut, seine Klamotten erst einmal ordentlich zu schreddern, bevor er sie seinen Models mit auf den Laufsteg gibt.

Gemach: Das alles ist ja nur darum so ärgerlich, weil es so einfallslos im Garten Eden einer 60er/70er-Jahre-Moderne Mundraub begeht. Jeder Uralt-James-Bond-Film hat aufregendere Tages-Bade-Abend-Mode zu bieten als dieses Gewurschtel im Jahre des Herrn 2003.

Bleibt festzuhalten: Die Modewoche in Barcelona, in Spanien auch bekannt als "Pasarela Gaudí" (Gaudí=Laufsteg), geht noch bis zum 12. September. Das Schönste an ihr sind - wie so oft - die Models.

Sehen Sie selbst!

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: