"Minecraft"-Erfinder:Seufz

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"Ich hänge auf Ibiza ab mit Freunden und feiere mit Superstars, kann tun und lassen was ich will - und war noch nie so einsam": Die Not eines Milliardärs.

Von Johannes Boie

Das Leben als introvertierter Nerd ist offenbar härter als gedacht, in jedem Fall aber so hart, dass selbst 2,5 Milliarden Dollar und ein hübsches Häuschen für 70 Millionen in Beverly Hills mehr Grund zur Depression sind als für ein Lächeln. Diese Erfahrung macht derzeit Markus "Notch" Persson, 36-jähriger, sehr, sehr unglücklicher Milliardär. Der Schwede erfand einst das Spiel "Minecraft", eine virtuelle Klötzchenwelt so simpel wie das Leben, nach dem sich ihr Erfinder heute sehnt. Doch zwischen Persson und dem guten Leben steht der Deal, den er im Jahr 2014 mit Microsoft einging. Der Softwarekonzern kaufte ihm sein weltweit äußerst erfolgreiches Spielchen samt Firma ab. Mit der Summe von 2,5 Milliarden Dollar begann einerseits Perssons Aufstieg in die Society der amerikanischen Westküste: zur Housewarmingparty in Beverly Hills kam zum Beispiel Schauspielerin Selena Gomez. (Der König der Unterhaltungsindustrie, Rapper Jay-Z, kam hingegen dezidiert nicht. Persson hatte ihn im Bieterkampf um die Luxusunterkunft ausgestochen.) Andererseits aber ließ Persson jetzt auf Twitter verlauten: "Ich hänge auf Ibiza ab mit Freunden und feiere mit Superstars, kann tun und lassen, was ich will - und war noch nie so einsam." Die Wehklage des Schwerreichen war nur der Gipfel einer Serie von Tweets. Zu Hause in Schweden könne er nur das eigene Spiegelbild betrachten, während seine Freunde arbeiten gehen könnten und sich um ihre Familien kümmerten. Und jetzt, da er alles habe, fehle es ihm an Motivation und Balance. Ein großer Weltveränderer wie der Serien-Unternehmer Elon Musk könne er zwar theoretisch werden, dann müsse er sich aber erneut mit "Arschlöchern" abgeben. Und dann war da noch die Sache mit dem "great girl", das "Angst vor mir hatte und lieber mit einem normalen Menschen zusammen ist". Immerhin: Persson bleibt das Netz. In der öffentlichen Therapiesitzung auf Twitter erhielt er Trost und Zuspruch. Die Menschen sind eben fasziniert von der modernen Variante der klassischen Figur, die alles hat - und der doch vieles fehlt.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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