Menschenfett aus Peru:Horror in den Anden

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Schlimmer als im Kino-Schocker: Die peruanischen Behörden erklären ihre Ermittlungen im Zusammenhang mit den angeblichen Funden menschlichen Fetts für seriös.

Peter Burghardt

Der schaurige Mörder namens Pishtaco hat eine lange Tradition in der Mythologie der peruanischen Anden. Das Wort stammt aus der Sprache Quetchua und bedeutet so viel wie "in Stücke schneiden", und so geschieht es laut der Legende auch. Demnach lauern weiße, große und blauäugige Killer meist kleinen indianischen Bewohnern der sagenumwobenen Berge von Cuzco, Ayacucho oder Huancavelica auf, köpfen sie und verkaufen Fleisch und Fett. Oder begraben sie lebendig, um die Erde zu düngen oder mindestens gnädig zu stimmen. Auch im Buch "Tod in den Anden" des Schriftstellers Mario Vargas Llosa kommt der gefürchtete Pishtaco vor. Jetzt sollen die Horrorgeschichten plötzlich wahr sein und schaurig aktuell, obwohl man das nicht recht glauben mag.

"Es klingt unglaublich, aber es ist wahr". Polizisten zeigen in der peruanischen Hauptstadt Lima Flaschen mit menschlichem Fett, das angeblich nach Europa verkauft werden sollte. (Foto: Foto: AP)

Peruanisches Fett für Europa

Am Donnerstag kamen die ersten Meldungen. In der Gegend von Huánuco im Zentrum des Landes verhaftete Perus Polizei vier Mitglieder einer Bande, die sogleich Los Pishtacos getauft wurde. Sie hätten mehrere Bewohner der Gegend verschleppt, enthauptet und das Fett entnommen.

In einer Hütte fanden die Behörden Fleischerhaken und 17 Liter gelblichen Humanfetts, abgefüllt in Limoflaschen der Nationalbrause Inka Kola. Das Fett sei für europäische Kosmetikfirmen bestimmt gewesen, pro Liter gebe es dafür bis zu 15.000 Dollar, 10.000 Euro. Entdeckt wurden auch die Reste eines Opfers namens Abel Matos Aranda, zum Zeitpunkt seines Todes 27 Jahre alt. Einer der Verhafteten berichtete, man habe Aranda in einen Hinterhalt gelockt und ihm den Kopf abgeschnitten und sein Fett aufgefangen.

"Wertlose Substanz"

Das Fett ermordeter Andenbürger für Cremes und Seifen in Europa oder USA? Absurd, findet die Branche. "Völliger Quatsch", sagte die Dermatologie-Professorin Lisa Donofrio von der Universität Yale der Agentur AP. Spaniens Kosmetikverband ließ in der Zeitung El País mitteilen, das mache alles keinen Sinn. Man verwende pflanzliche und mineralische Öle - menschliches Fett finde nicht mal als Abfallprodukt aus Schönheitskliniken Verwendung.

"Der Handel dieser wertlosen Substanz entbehrt jeder Logik." Körperfett habe als Zusatz keinen Nutzen, könne überdies Krankheiten übertragen und sei nach EU-Richtlinien sowieso verboten. "Man kann das Fett anderer Leute weder für Lippen, noch für Kinn, Wangen oder Po gebrauchen." Auch Interpol erklärt, es habe so einen Fall noch nie gegeben.

Doch die peruanischen Behörden sind sich sicher: "Dieses Fett wird zweifellos außerhalb unseres Landes gehandelt", verkündet Polizeigeneral Félix Murga. Die Beschuldigten könnten "in einem internationalen Schmugglernetz menschlichen Gewebes verwickelt sein". Die Gefangenen hätten zugegeben, dass sie damit illegale Einkünfte erzielen wollten.

Angesichts der aufgespürten Fettmenge seien möglicherweise Dutzende Bauern getötet worden - insgesamt 60 Menschen werden in der Region vermisst. Auch Innenminister Octavio Salazar informierte: "Ich respektiere gegensätzliche Meinungen, aber die Ermittlungen sind seriös. Es klingt unglaublich, aber es ist wahr."

© SZ vom 23.11.2009/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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