Menschen des Monats November:Nur die Liebe zählt

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Mutige Entscheidungen, Glanzleistungen und ein Leben für die Disziplin: Jeden Monat stellt sueddeutsche.de fünf Menschen vor, die in den vier Wochen zuvor aufgefallen sind.

Katja Schnitzler

Jeden Monat gibt es Absteiger und Aufsteiger, Absahner und Abenteurer, Philosophen und Politiker, Wirtschaftler und Wissenschaftler, die die Nachrichten bestimmen.

(Foto: Foto: AP)

Daneben fallen Menschen auf, die uns berühren und etwas bewegen, die unterhalten oder aufregen, oder deren Schicksal uns aus dem Alltag reißt.

Aus diesen Menschen wählt sueddeutsche.de jeden Monatsersten fünf aus und stellt sie in kurzen Porträts vor.

Von diesen fünf küren Sie den Menschen des Monats, indem Sie für Ihren Favoriten stimmen. Nach fünf Tagen präsentieren wir Ihnen das Ergebnis.

Im November hat mit 42 Prozent ein Mann gewonnen, der weiß, was wirklich wichtig ist ...

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

Franz Müntefering weiß, was seine dringlichste Aufgabe ist

(Foto: Foto: Reuters)

In guten wie in schlechten Zeiten soll man dem Ehepartner zur Seite stehen, und beim Ehepaar Müntefering sind die Zeiten gerade schlecht. Ob der schweren Krankheit seiner Frau entschied sich Franz Müntefering: gegen seine Posten als Vizekanzler und Arbeitsminister, für seine Frau Ankepetra.

Am 13. November verkündete Müntefering offiziell seinen Rücktritt: Während der langen Phase der Rehabilitation möchte er seiner Frau zur Seite stehen, das sei nun seine wichtigste Aufgabe.

Der Zeitpunkt des Rückzugs - nach politischen Misserfolgen für Müntefering - reizte zu Spekulationen, doch er betonte: "Es ist ausschließlich dieser private Grund und kein politischer."

Seine Entscheidung finde seine Frau gut, "die Kanzlerin nicht". Schließlich war er neben Merkel der Architekt der Großen Koalition, einer, der alles zusammenhielt. Dass es nun für die Koalition nicht leichter werden wird, ist sicher.

Sicher ist Franz Müntefering aber der parteiübergreifende Respekt für seine Schlussfolgerung, nun im Privaten mehr gebraucht zu werden als in der Politik.

Ganz knapp dahinter liegt mit 41 Prozent eine Frau mit dem Gespür für den richtigen Zeitpunkt ...

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

Anne Will, sie lässt die Öffentlichkeit nun doch von ihrer Beziehung wissen. Ganz natürlich.

Es kann alles so einfach sein. Kein öffentliches Bloßstellen, kein instrumentalisiertes "... und das ist auch gut so." Sondern ein schlichtes: "Ja, wir sind ein Paar." Nicht mehr, nicht weniger - das reicht schließlich. Auch der Ort der nüchternen Offenbarung war gut gewählt: das Jüdische Museum, wo am 17. November der Preis für Verständigung und Toleranz vergeben wurde. Schließlich müssen sich einige Deutsche immer noch Toleranz abringen, wenn der Partner einer Moderatorin wie Anne Will, stets willkommen im heimischen Wohnzimmer, nicht Michael oder Matthias, sondern Miriam heißt.

Jahrelang verriet Anne Will nichts über ihr Privatleben, jahrelang erschien sie allein auf Veranstaltungen, was bereits Anlass zu Gerüchten gab. Nun haben sich Will und Miriam Meckel entschieden, ihre Beziehung öffentlich zu machen, und das wunderbar unaufgeregt. Eine private Entscheidung, die trotzdem ein weiterer Schritt zur Normalität ist für Paare gleich welcher Konstellation. Und für manche Testosteron-Gebeutelten wie Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner ändert sich sowieso nichts: "Ich gestehe, ich guckte mehr auf Ihren Busen als auf Ihre Worte."

Mit 7 Prozent liegen zwei Kandidaten auf dem dritten Platz. Der erste rechnet mit allem...

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

Alexis Lemaire, Kopfrechenkünstler mit Hang zu großen Zahlen

Ziehen Sie aus einer Zahl, die auf dem Bildschirm mehr als 17 Zeilen einnimmt, die dreizehnte Wurzel, und das bitte im Kopf: Das können Sie nicht? Alexis Lemaire schon, und das auch noch schnell. Der 27-Jährige stellte in New York am 16. November einen neuen Weltrekord im Kopfrechnen auf - und überrundete damit sich selbst. Aus einer zufällig gewählten 200-stelligen Zahl zog der Franzose in nur 72,4 Sekunden, also nur etwas mehr als einer Minute, die dreizehnte Wurzel. Das bedeutet, die Zahl zu finden, die 13 Mal mit sich selbst multipliziert die vorgegebene 200-stellige Zahl ergibt.

Dafür brauchen etliche Menschen mit dem Taschenrechner mehr als eine Minute. Zuletzt hatte Lemaire für die Kopfrechnung 77,99 Sekunden gebraucht. Der Mathematikstudent promoviert an der Universität Reims nahe Paris im Fachbereich Künstliche Intelligenz. Auch für seine Rechenmeisterschaft benutzt er ein System künstlicher Intelligenz, "das ich einfach in meinem Kopf statt an einem Computer anwende", erklärt er. Ganz einfach also.

Der zweite Kandidat auf Platz drei siegt. Und siegt und siegt...

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

Roger Federer, der Weltmeister des Tennis, schon zum vierten Mal

Er ist der Beste, seit vier Jahren schon. Der Schweizer Roger Federer gewann nach 2003, 2004 und 2006 wieder das Masters-Cup-Endspiel, dieses Mal am 18. November gegen WM-Debütant David Ferrer. Überhaupt war Federer in dieser Saison 68 Mal erfolgreich, nur neun Mal ging er als Verlierer vom Platz. Und zum dritten Mal in seiner Karriere gewann Federer in einem Jahr gleich drei Grand Slams. Mit seinem vierten Masters-Sieg zog Federer mit dem Rumänen Ilie Nastase gleich. Nur die US-Amerikaner Ivan Lendl und Pete Sampras haben die inoffizielle Weltmeisterschaft mit je fünf Titeln noch häufiger gewonnen.

Dabei spielt Federer nicht nur erfolgreich, sondern auch noch, "als sähe man Brasilianern beim Fußball zu", schwärmte schon vor vier Jahren die NZZ. Mehr kann man nicht erwarten.

Und mit 4 Prozent auf dem vierten Platz: Eine Dame, die auch privat ein Profi ist ...

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

Es lebe die Queen. Und ihr Mann natürlich auch.

60 Jahre Ehe, diamantene Hochzeit, das ist nicht nur im Hause Windsor etwas Besonderes. Doch zum Glück halten es Queen Elizabeth II und ihr Ehemann Prinz Philip schon so lange miteinander aus, würde doch ihre Scheidung eine Verfassungskrise auslösen. So posierte das Profi-Paar am 20. November an just derselben Stelle wie vor 60 Jahren. Dabei soll ihre Partnerschaft deswegen so lange stabil sein, weil sie sich eigentlich nicht so oft sehen: Philip wohnt in einem anderen Flügel des Schlosses, und wenn er die Frau Gemahlin sprechen will, muss er sich anmelden. Dabei war es gerade das Unangepasste, das die junge Elizabeth einst so am Zukünftigen reizte, und über seine recht derben Scherze muss sie angeblich heute noch lachen.

Angebliche außereheliche Eskapaden kosteten Philip jedoch die Ko-Regentschaft, und auch die gemeinsamen Kinder tragen Elizabeth' Familiennamen Windsor und nicht den Namen des Vaters Mountbatten. "Ich bin der einzige Mann in diesem Land, der seinen Kindern nicht seinen Namen geben darf", schmollte der Prinz. Dennoch sind die 81-jährige Elizabeth und der 86-jährige Philip noch immer verheiratet, er darf sie bisweilen anschreien, sie darf ihn mit einem knappen "Shut up" vor einem nächsten skandalösen öffentlichen Ausrutscher bewahren. Sie sind noch zusammen, weil sie gelernt haben, sich aus dem Weg zu gehen. Auch so ein Kompromiss verdient Respekt.

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

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