Melamin-Skandal:Zurückgerufene Milch an Studenten verhökert

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In China ist zurückgerufene Milch zu Schleuderpreisen an Studenten verkauft worden - manche ignorierten das Gesundheitsrisiko.

Großpackungen von Milch und Joghurt der besonders betroffenen Marken Mengniu und Yili seien in einem Universitätssupermarkt in Guangzhou in der Provinz Guangdong für 20 Yuan (etwa zwei Euro) verkauft worden, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag.

(Foto: Foto: AFP)

Wegen der Verseuchung mit der Industriechemikalie Melamin sollten die Milchprodukte eigentlich aus dem Handel genommen werden. An der verseuchten Milch erkrankten in China mehr als 50.000 Kinder, vier Babys starben.

Die meisten an die Studenten verkauften Produkte seien vor dem 14. September hergestellt worden und hätten damit aus dem Verkauf genommen werden müssen, berichtete Xinhua weiter unter Berufung auf eine Lokalzeitung. Studenten hätten aber trotzdem dem Angebot nicht widerstehen können.

"Das ist so billig, da kann ich Geld sparen", sagte der Student Chen Gang der Guangzhou Daily. "Ich bin recht gesund, ich denke das macht nichts, wenn ich ein wenig davon trinke", sagte Chen. Ein anderer Student, der nicht namentlich erwähnt wurde, berichtete, er sei von Milchhändlern angeheuert worden, um die Produkte in Studentenwohnheimen von Tür zu Tür zu verkaufen.

Pestizide in Höchstdosen

Trotz massiven Drucks auf die Anwälte der Betroffenen wurden mittlerweile wegen des Melamin-Skandals drei Klagen eingereicht. "Wir werden alle unter Druck gesetzt", sagte der Pekinger Anwalt Li Fangping, der auf politisch heikle Fälle spezialisiert ist. Die Klagen wurden in den Provinzen Guangdong, Gansu und Henan eingereicht. Die Gerichte müssen noch über die Annahme entscheiden.

Bereits am Mittwoch ist auch ein weiterer Lebensmittelskandal chinesischen Ursprungs bekannt geworden: Wegen möglicher Verseuchung mit Pflanzenschutzmitteln haben die japanischen Behörden Läden und Lieferanten im ganzen Land aufgefordert, den Verkauf von Tiefkühl-Bohnen aus China zu stoppen. Eine Frau in Tokio sei nach dem Verzehr der grünen Bohnen aus der Volksrepublik krank geworden, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Sie habe nach dem Essen ein taubes Gefühl im Mund gehabt und sei deswegen im Krankenhaus untersucht worden.

Dort sei sie zwar ohne erkennbare Gesundheitsprobleme entlassen worden. Ein Test im Auftrag der Tokioter Behörden zeigte aber, dass bei den Bohnen der in Japan zulässige Pestizid-Grenzwert um das 34.500-fache überschritten war. Das Ministerium ordnete an, die Bohnen nicht mehr zu verkaufen, "bis die Ursache des Vorfalls geklärt ist".

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