Maul- und Klauenseuche in England:Polen verhängt Sandwich-Embargo

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Auf der Insel suchen Experten weiter nach dem Erreger der Seuche. Polen reagiert: Flugreisende aus England müssen nach der Landung ihr Essen abgeben.

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Großbritannien sammelt Polen Sandwiches und andere Nahrungsmittel von Reisenden aus England ein und vernichtet sie.

Wie Polens stellvertretender Chefveterinär Janusz Zwiazek der Nachrichtenagentur AFP in Warschau sagte, stehen für Passagiere aus England an den Flughäfen besondere Container bereit, in die sie mitgebrachte Lebensmittel deponieren müssen.

Viele Polen arbeiteten in Großbritannien, vor allem in der Landwirtschaft, sagte Zwiazek. "Woher sollen wir wissen, von welchem Bauernhof sie ihre Lebensmittel beziehen?", verteidigte er die Vorsichtsmaßnahme.

Nach den Angaben des Vize-Chefveterinärs gilt das Sandwich-Embargo nicht für Reisende aus Schottland, Wales und Nordirland. MKS ist für den Menschen nicht gefährlich. Gekochtes und gebratenes Fleisch aus von der Seuche befallenen Ländern ist generell zum Verzehr zugelassen.

Zweiter Fall in England

Unterdessen hat sich MKS in Südengland ausgeweitet. Vier Tage nach dem Ausbruch auf einer Farm in der Grafschaft Surrey wurde MKS in einer benachbarten Farm bestätigt. Dort seien rund 100 Rinder getötet worden, teilte Umweltminister Hilary Benn mit. Deutsche Behörden sehen nach dem zweiten MKS-Fall keine erhöhte Gefahr für die Bundesrepublik.

Eine Sprecherin des Agrarministeriums sagte, man gehe nach wie vor davon aus, dass das ein lokales Geschehen in Großbritannien sei. Die EU-Kommission hofft, das am Montag verhängte Exportverbot für Fleisch und Tiere aus Großbritannien bald lockern zu können.

Der zweite betroffene Betrieb liegt in der Nähe des Hofes, bei dem am vergangenen Freitag der Ausbruch der Seuche festgestellt worden war. Beide Farmen befinde sich innerhalb des festgelegten Sperrgebietes.

Es bestehe die Hoffnung, dass das Virus sich nicht darüber hinaus ausgedehnt hat, hieß es in der Behörde für Seuchenschutz. Insgesamt sind bislang rund 220 Rinder wegen des MKS-Ausbruchs getötet worden.

Der britische Bauernverband NFU verwies darauf, dass vielen Farmen der Bankrott drohe, sollte sich die Tierseuche ausbreiten und wie bereits 2001 längere Zeit andauern. Durch den Ausbruch verliere die britische Viehwirtschaft pro Woche Einnahmen in Höhe von zehn bis 15 Millionen Pfund. Das entspricht etwa 22 Millionen Euro.

Mit großer Spannung wurde derweil der erste Bericht von Seuchenexperten zur Suche nach dem Virusherd erwartet. Unabhängige Spezialisten prüfen seit Samstag, ob das Virus aus einer von zwei Laboreinrichtungen unweit der beiden betroffenen Farmen stammen könnte.

Der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems, Thomas Mettenleiter, sagte: "Die Indizien deuten schon darauf hin, dass es eine epidemiologische Verbindung gibt zwischen dieser Produktionsstätte und dem Ausbruch." Er könne aber den Ergebnissen der dazu eingesetzten Kommission nicht vorweggreifen.

In Brüssel erklärte ein Sprecher der EU-Kommission: "Unsere Absicht ist es, die Verbote zu regionalisieren, sobald die Seuchenlage dies erlaubt." Veterinärexperten der EU würden an diesem Mittwoch beraten, ob die Einstufung Großbritanniens (ohne Nordirland) als "Hochrisikogebiet" weiterhin nötig ist oder ob das Exportverbot auf Fleisch aus dem Seuchenzentrum beschränkt werden kann.

"Wir wollen die Behinderungen des Handels so gering wie möglich halten", sagte der Sprecher. Die Seuche ist für Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen hoch ansteckend, für Menschen aber ungefährlich.

Die Regierung in London muss nach Angaben des Sprechers selbst entscheiden, ob sie versuchen will, die Maul- und Klauenseuche mit Impfungen einzudämmen. "Die britischen Behörden haben Vorkehrungen getroffen, um impfen zu können. Aber sie haben uns nicht mitgeteilt, dass sie wirklich die Absicht zum Impfen haben."

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