Marco aus Uelzen:Zwei Jahre auf Bewährung

Lesezeit: 2 min

Das Gericht in Antalya hat sein Urteil gefällt: Marco aus Uelzen erhält eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Er hat stets bestritten, im Türkeiurlaub ein damals 13-jähriges Mädchen vergewaltigt zu haben.

Zweieinhalb Jahre nach dem Türkei-Urlaub von Marco Weiss aus Uelzen hat das Gericht in Antalya in dem Prozess wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-jährigen Britin eine Entscheidung getroffen. Der inzwischen 19-jährige Deutsche wurde zu zwei Jahren, zwei Monaten und 20 Tagen Haft auf Bewährung verurteilt. Der Angeklagte nahm nicht an dem Prozess teil. Er hatte 247 Tage im türkischen Gefängnis verbracht, ehe er freigelassen wurde und nach Deutschland zurückkehren konnte.

Der Staatsanwalt hatte zuvor eine Verurteilung wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs gefordert, ohne ein konkretes Strafmaß zu formulieren. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.

Weiss hat die Beschuldigungen zu dem Osterurlaub im April 2007 stets zurückgewiesen. Er gab an, das britische Mädchen für 15 gehalten und mit ihm einvernehmlich Zärtlichkeiten ausgetauscht zu haben.

Der damals 17 Jahre alte Schüler war im Osterurlaub 2007 an der türkischen Riviera festgenommen worden. Die Mutter des Mädchens hatte ihn angezeigt, weil er ihre Tochter vergewaltigt haben sollte. Noch in der Hotellobby wurde er von Polizisten abgeführt.

Marco bestritt die Vorwürfe und sprach von einvernehmlichen Zärtlichkeiten. Außerdem soll das Mädchen ihm gesagt haben, es sei schon 15 Jahre alt. Erst nach acht Monaten wurde er freigelassen und durfte zu seiner Familie nach Deutschland zurückkehren.

Vor allem die Bedingungen in dem türkischen Gefängnis hatten in Deutschland für Aufregung gesorgt. Der 17-Jährige musste sich zu Beginn seiner Haft mit 30 anderen ausländischen Gefangenen eine Zelle, eine Dusche und eine Toilette teilen. Seine Eltern durften ihn nur ein Mal pro Woche besuchen und waren von ihrem Sohn durch eine Glasscheibe getrennt.

Neben dem juristischen und politischen Tauziehen sorgte aber auch Marco selbst für erheblichen Wirbel. Ein Jahr nach seiner Haftentlassung veröffentlichte er das Buch "Marco W. - meine 247 Tage im türkischen Knast" - mitten in dem noch laufenden Verfahren. Darin beschreibt er sein Schicksal vom Urlaubsflirt mit der 13-Jährigen über die Festnahme bis zu den Haftumständen.

Seine beiden deutschen Anwälte legten daraufhin ihr Mandat nieder. "Wir hatten ihm dringend geraten bis zum Prozessende mit der Veröffentlichung zu warten", betonte Anwalt Michael Nagel aus Hannover.

Das Buch stand eineinhalb Monate auf sämtlichen Bestsellerlisten, bis jetzt gingen gut 35.000 Exemplare über die Ladentheke. "Marco steht nach wie vor voll hinter dem Erscheinungstermin", sagte Carlos Schumacher vom Hamburger Kinderbuch Verlag. Die Veröffentlichung sei von Anfang an zum Jahrestag der Haftentlassung geplant gewesen.

Die Befürchtung, in dem Buch könnte die Gegenpartei weitere Beweise gegen den Jungen finden, hat sich nicht bewahrheitet. Der Anwalt des Mädchens hatte nach eigenen Angaben kein belastendes Material gegen Marco gefunden.

© dpa/AP/abis/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: