Mafia in Italien:"Erneuter Schlag" gegen Camorra

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Der italienischen Polizei ist ein Schlag gegen die neapolitanische Mafia gelungen: Beamte nahmen einen der führenden Bosse, Vincenzo Licciardi, in seinem Haus in Cuma fest.

Der italienischen Polizei ist ein führender Camorra-Boss bei Neapel ins Netz gegangen. Die Polizei fasste den mit internationalem Haftbefehl gesuchten Vincenzo Licciardi nach eigenen Angaben am Donnerstagmorgen im Beisein seiner Ehefrau in einem kleinen Haus in Cuma im Westen der süditalienischen Stadt.

Camorra-Boss Vincenzo Licciardi (r.) bei seiner Festnahme in der Nähe von Neapel. (Foto: Foto: AP)

Der 42-jährige gehörte zu den 30 meistgesuchten Verbrechern Italiens. Der für Ermittlungen gegen die Mafia zuständige Staatsanwalt Piero Grasso sprach von einem "erneuten Schlag" gegen die Camorra-Clans, die sich im Norden Neapels bekriegen. Im Zuge des Konflikts wurden schon Dutzende Menschen auf offener Straße ermordet.

Licciardi war seit 2004 auf der Flucht. Seit dem Tod seines Bruders Gennaro im Jahr 1994 leitete er den mächtigen Familienclan der neapolitanischen Mafia und kontrollierte damit den Drogenhandel in mehreren Vierteln der Stadt. Licciardis Geschwister Maria und Pietro wurden 2001 festgenommen.

Im vergangenen Dezember hatten Neapels Anti-Mafia-Polizei und Beamte der nationalen Polizeieinheit zur Verbrechensbekämpfung den Camorra-Boss Edoardo Contini gefasst.

Die Camorra verliere durch Licciardis Festnahme "einen ihrer repräsentativsten und gefährlichsten Vertreter", sagte Tommaso Pelligrino vom Anti-Mafia-Ausschuss des italienischen Parlaments.

Der Licciardi-Clan habe mehreren legalen und illegalen Wirtschaftszweigen seinen Willen aufgezwungen. Jetzt gelte es, "wachsam" zu sein und einen drohenden Krieg um die Nachfolge des Camorra-Bosses im Keim zu ersticken.

Der italienische Schriftsteller Roberto Saviano kommt in seinem Bestseller "Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra" zu dem Schluss, dass den Bandenkriegen der neapolitanischen Mafia in den vergangenen drei Jahrzehnten 3600 Menschen zum Opfer fielen.

Allein in den Jahren 2004 und 2005 starben im Kampf um die Kontrolle über das Rauschgiftgeschäft in Neapels nördlichen Armenvierteln Scampia und Secondigliano 130 Menschen - sowohl Mitglieder der Camorra als auch unbeteiligte Passanten.

© AFP/cag/maru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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