Luciano Pavarotti:Sein allerletzter Wille

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Zwei Notare, zwei Testamente, zwei Zeuginnen einer Ehe und zwei Wahrheiten - Italien rätselt, wer Pavarottis Vermögen erbt.

Stefan Ulrich

Zwei Notare, zwei Testamente, zwei Zeuginnen einer Ehe und zwei Wahrheiten - das sind die Ingredienzien, die die Gerüchte um den Tenorissimo nähren. Wie stand es um die Beziehung Luciano Pavarottis zu seiner 34 Jahre jüngeren Frau Nicoletta Mantovani? Und wem hat der verstorbene Star sein auf 200 Millionen Euro geschätztes Vermögen vermacht?

Luciano Pavarotti im Jahre 2004 (Foto: Foto: AP)

Diese Fragen treiben viele Italiener um, seitdem sie ihren berühmtesten Mitbürger vor zehn Tagen im Dom zu Modena verabschiedeten. Derart heftig brodeln die Spekulationen, dass Nicoletta Mantovani nach New York floh und den Medien mit Klagen drohte. Sie kritisierte eine "Läster-Kampagne" mit Unterstellungen, welche die "Atmosphäre der Trauerzeit vergiften".

Genützt hat es wenig. Zu groß ist das Interesse der Italiener an allem, was "Big Luciano" betrifft, als dass sie über Misstöne in der Ehe des Tenors hinweghören könnten. Doch nun gibt es eine Gewissheit - das erste Testament. Pavarotti hat es, bereits schwer von seiner Krebskrankheit gezeichnet, am 13. Juni in seiner Villa bei Modena unterschrieben.

"Er war körperlich schwer geprüft, aber geistig völlig klar", erinnert sich der Notar Giorgio Cariani, der den letzten Willen damals aufnahm und nun auf Wunsch der Hinterbliebenen eröffnete.

In dem Dokument setzt Pavarotti seine Ehefrau als "Universalerbin" ein. Sie erhält demnach jenes Viertel seines Vermögens, über das der Sänger frei verfügen konnte. Ein weiteres Viertel steht der Ehefrau bereits kraft Gesetzes zu. Die verbliebene Hälfte erhalten - ebenfalls rechtlich zwingend - die vier Kinder Pavarottis aus erster und zweiter Ehe.

Damit wäre alles geklärt - wenn der Sänger nicht am 29. Juli in seiner Sommervilla in Pesaro im Beisein des Notars Luciano Buonanno ein weiteres Testament aufgesetzt hätte, seinen allerletzten Willen. Seltsamerweise hat bislang noch kein Angehöriger die Eröffnung dieses Testaments beantragt. "Sie lassen mich allein mit dem Druck der Medien", klagt Buonanno, der vorab natürlich nichts über den Inhalt verraten kann. "Ich respektiere ja die Wünsche der Familie, aber so kann das nicht weitergehen."

Italienische Zeitungen wie La Repubblica vermuten, Pavarotti habe sein erstes Testament zu Lasten seiner Ehefrau und zugunsten der vier Jahre alten gemeinsamen Tochter Alice geändert. Hintergrund könnten die Szenen einer Ehe sein, die - Freunden zufolge - nicht immer erquicklich waren.

So behauptet die Ärztin Lidia La Marca, eine langjährige Freundin Pavarottis, der Tenor habe ihr kurz vor seinem Tod anvertraut, er sei sehr unglücklich. Seine Frau denke nur ans Geld und dränge ihn dazu, Dokumente zu unterschreiben. "Seit Jahren quält mich Nicoletta, sie lässt mich ganz alleine leben, isoliert mich. Selbst Freunde kommen mich nicht mehr besuchen", klagte Pavarotti der Ärztin zufolge.

Völlig anders klingt, was die Unternehmerin Marilena Ferrari, eine andere Freundin des Tenors, erzählt. Die Beziehung (zu Nicoletta) sei bis zum Schluss liebevoll gewesen.

"Der Meister war verliebt wie ein Jüngling. Er blickte sie mit so schmachtenden Augen an, dass ich manchmal richtig eifersüchtig wurde und mich fragte: Warum himmelt mich keiner so an?" Wenn es Streit gegeben habe, dann nur über Schokolade. "Er wollte nicht auf seine geliebten Süßigkeiten verzichten, während sie versuchte, ihn zu bremsen."

Die Eröffnung des zweiten Testaments könnte Aufschluss bringen, welche Version stimmt und wer wie viel aus Pavarottis Erbe erhält. Zumindest einer aber darf sich schon heute reich bedacht fühlen - Tinoco Silva Edwin Fredy, genannt Tino, der Assistent des Tenors. Ihm vermachte Pavarotti eine halbe Million Euro. Als Tino das erfuhr, wollte er es kaum glauben und rief: "Gott habe den Maestro selig!"

© SZ vom 18. September 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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