Luciano Pavarotti:Die Schulden des Startenors

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Das Erbe von Luciano Pavarotti ist recht undurchsichtig. Neben Immobilien und Aktien hinterlässt der verstorbene Opernsänger 18 Millionen Euro Bankschulden.

Henning Klüver

Das ist eine böse Überraschung für die Erben von "Big Luciano". Die Hinterlassenschaft des italienischen Startenors, der am 6. September in seiner Heimatstadt Modena im Alter von 71 Jahren gestorben war, hatte man zunächst auf 200 Millionen Euro geschätzt. Dass diese Summe nicht nur weit übertrieben war, zeigt sich jetzt.

Bei seiner Hausbank, dem Monte dei Paschi von Siena (MPS), ließ der Maestro nämlich gerne anschreiben. Angeblich stehen fast elf Millionen Euro im Soll. Dazu kommen Darlehensforderungen von weiteren sieben Millionen Euro. Diese Summen kamen jetzt ans Licht, als der Testamentsvollstrecker von den hinterbliebenen Familienangehörigen (die zweite Ehefrau Nicoletta, ihre Tochter Alice, sowie drei Töchter aus der ersten Ehe Pavarottis) beauftragt wurde, die genaue Erbmasse festzustellen.

Giorgio Bernini, der Rechtsanwalt von Nicoletta, ehemals Minister in der ersten Berlusconi-Regierung von 1996, hatte zwar immer von Schulden des Tenors gewusst, aber die Höhe ist offenbar auch für ihn überraschend. Der Maestro habe durch sein langes Leiden zuletzt keine Einkünfte mehr gehabt, aber auf einen gewissen Lebensstil nicht verzichten wollen.

Das Erbe der Witwe ist noch ungeklärt

Und die Heilkosten besonders in den USA seien "sehr hoch" gewesen, erklärte der Anwalt. Aus allen Wolken fiel dagegen Fabrizio Corsini, der Vertreter der Töchter aus erster Ehe (Lorenza, Cristina und Giuliana): Damit habe er absolut nicht gerechnet, sagte er zur Tageszeitung La Repubblica. Man wolle die Zahlen erst einmal prüfen.

Dennoch müssen die Erben jetzt nicht am Bettelstab gehen. Pavarotti besaß bei der MPS-Bank ein Aktienkonto im Wert von 20 Millionen Euro. Hinzu kommen Immobilienbesitzungen in Italien, in Montecarlo und in den USA. In Montecarlo hatte der Künstler aus Steuergründen lange seinen ersten Wohnsitz gehabt, was der italienische Fiskus allerdings nie anerkennen wollte.

So musste Pavarotti nach einer gütlichen, außergerichtlichen Einigung vor sechs Jahren in Italien eine Steuerschuld von damals 24 Milliarden Lire (rund 12 Millionen Euro) begleichen, was sein finanzielles Polster bereits erheblich geschmälert hatte.

Heute ist immer noch nicht ganz klar, wie die Erbgüter (und also auch die Schulden) aufgeteilt werden sollen. Denn der Maestro hat mehrere Testamente hinterlassen und unter anderem die Gründung einer Stiftung in den USA verfügt. Der zweiten Ehefrau steht die Nutzung einer großen Villa in Modena zu, die deshalb nicht veräußert werden kann. Jetzt streiten sich die Rechtsanwälte, wie man die verschiedenen Fassungen des letzten Willens von Luciano Pavarotti interpretieren soll.

Es geht darum, ob Nicoletta die Hälfte des Erbanteils zusteht, während der andere Teil unter den vier Kindern aufgeteilt wird. Oder ob die Kinder allein den Besitz ihres Vaters unter sich aufteilen. In einigen Wochen will der Testamentsvollstrecker einen notariell beglaubigten Überblick über die Erbmasse vorlegen. Beobachter schließen nicht aus, dass die Beteiligten dann die Gerichte anrufen. Nach dem Tod des Tenors erheben jetzt die Rechtsanwälte die Stimme.

© SZ vom 23.10.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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