Laura Dekker:Die jüngste Weltumseglerin "wollte nie berühmt werden"

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Von 2010 bis 2012 umsegelte Laura Dekker mit 14 Jahren alleine die Welt. Seitdem sind fünf Jahre vergangen. (Foto: Fabian Fiechter)

Laura Dekker war 14 Jahre alt, als sie eineinhalb Jahre alleine um die Welt segelte. Der Trip sei eine Befreiung gewesen, sagt sie heute. Der Kampf um die Erlaubnis hingegen "traumatisch".

Von Marten Rolff

Für ein Interview mit Laura Dekker ist Schwäbisch-Hall ein eher ungewöhnlicher Ort. Wegen der gleichnamigen Bausparkasse ist die Stadt so etwas wie ein Symbol für Sicherheit, Sesshaftigkeit und in Stein gemauerte Lebensentwürfe. Dekker ist nach Schwäbisch Hall gekommen, um in der Kunsthalle Würth über ihre Weltumseglung zu referieren.

Die hübschen Fachwerkhäuser, die engen Kopfsteinpflaster-Gassen - all das gefalle ihr ausgesprochen gut, sagt Dekker zur Begrüßung höflich und lächelt, fast als wolle sie sich für eine kleine Ergänzung entschuldigen: "Nur leben könnte ich hier nicht. Zu weit weg vom Meer. Ohne Segeln geht es nur kurz. Dann muss ich zurück aufs Wasser."

Segeln ist für Laura Dekker so etwas wie eine innere Notwendigkeit. Das sagt sie. Immer schon. Fast ihr ganzes Leben hat die 21-Jährige auf Booten gelebt. Dekker kam während einer mehrjährigen Weltreise ihrer Eltern - der Vater ist Niederländer, die Mutter Deutsche - in Neuseeland zur Welt. Bereits als Sechsjährige nahm sie an Regatten teil. Mit 13 überquerte sie heimlich allein den Ärmelkanal, und mit 14 startete sie von Gibraltar, um auf einer Zwölf-Meter-Yacht allein die Welt zu umsegeln. Als jüngste Seglerin aller Zeiten.

Mehr als ein Jahr hatten Laura Dekker und ihre Familie gebraucht, um ihren Traum durchzusetzen. Gegen Ämter und Staatsanwälte, gegen Medien, die auf der ganzen Welt die Frage stellten, ob man einen Teenager allein auf den Ozean lassen dürfe. Unmöglich - fanden die meisten damals. Gefahren ist sie trotzdem. Für sie selbst war es schließlich ein ganz normaler Plan. Als Tochter eines Bootsbauers und mit einer Familie, deren Leben sich so sehr ums Segeln drehte, sagt Dekker "ist mir schlicht nie der Gedanke gekommen, dass die Idee einer Weltumseglung ungewöhnlich wäre".

Laura Dekker: "Ich hasse diese Frage"

Wer Laura Dekkers Geschichte so ungefähr im Kopf hat, ist bei der ersten Begegnung womöglich überrascht, nicht auf eine laute, robuste, sondern auf eine zierliche, eher zurückhaltend wirkende junge Frau zu treffen. Mehr als fünf Jahre ist es nun her, dass die wohl berühmteste Weltumseglerin der Welt auf der Karibik-Insel Sint Maarten ihre 18 Monate dauernde Reise beendet hat. Der Trip sei eine Befreiung gewesen, eine Art Selbstfindung, die Umstände und der Kampf um die Erlaubnis hingegen "traumatisch", sagt Dekker, als man sie im Frühstücksraum ihres Hotels bei Rührei mit Speck zum großen Interview trifft. Traumatisch, weil sie natürlich nie erwartet hätte, welche öffentliche Schockwelle ihre Reisepläne auslösen, wie man ihre Eltern deshalb anfeinden würde. Natürlich hätten manche ihr das nicht geglaubt, aber "ich wollte nie berühmt werden, ich wollte immer nur segeln", erzählt sie.

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:"Die Leute schrien mich an: Du wirst sterben!"

Mit 14 Jahren segelte Laura Dekker allein um die Welt. Die 21-Jährige erzählt, wie ihr Vater sie auf die Reise vorbereitete, was Freiheit ihr bedeutet und warum Eltern ihren Kindern mehr zutrauen sollten.

von Marten Rolff

Mittlerweile hat sie vieles eingeordnet, Abstand gewonnen, hat ein Buch geschrieben und eine Ausbildung zur Skipperin gemacht. Sie kann gut über sich selbst lachen und sie hat Zukunftspläne, die natürlich mit dem offenen Meer zu tun haben. Und wenn viele Menschen damals geätzt haben über diesen "irren Teenager", der nicht auf den Ozean, sondern in die Schule gehöre, so drängen sie sich heute, um Dekkers Reiseberichten zu lauschen. Für Antworten nimmt sie sich grundsätzlich Zeit, sie mag es nicht, wenn die Dinge ins Undifferenzierte abgleiten. Würde sie, wenn sie eine 14-Jährige Tochter hätte, diese allein um die Welt segeln lassen? "Ich hasse diese Frage", sagt sie da und lächelt wieder, "vor allem, weil sie so berechtigt ist". Dann überlegt sie kurz und fügt diplomatisch hinzu: "Ich hoffe, dass ich solchen Plänen einmal gelassen gegenüberstehen würde. Es käme allerdings auch sehr auf die Tochter an."

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