Kinder wollen nicht lügen:Wahrheitsliebe

Eltern, die etwas vor dem Gesetz verbergen wollen, tun gut daran, sich dabei nicht auf ihre Kinder zu verlassen. Der Nachwuchs ist wenig geneigt, eine Falschaussage im Sinne der Erzeuger zu machen.

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Das ergab ein Experiment, das Kang Lee von der Universität von San Diego gemeinsam mit Kollegen durchgeführt hat (Law and Human Behavior, Bd.28, S.411, 2004).

Die Forscher ließen drei bis elf Jahre alte Kinder zunächst beobachten, wie ihr Vater oder ihre Mutter eine Puppe zerstörten. Die Eltern baten ihr Kind anschließend, niemandem von ihrer Tat zu erzählen.

Einer der Forscher erkundigte sich dann bei den Kindern nach deren Vorstellungen von Moral und Wahrheitsliebe und nahm ihnen das Versprechen ab, bei der folgenden Befragung die Wahrheit zu sagen.

Das sollte den Ablauf eines Gerichtsprozesses simulieren. Die Kinder wurden dann nach der zerstörten Handpuppe gefragt. Wenn Vater oder Mutter bei dem Gespräch abwesend waren, platzten die Kinder in vier von fünf Fällen mit der Wahrheit heraus.

Nahm der in den Augen der kleinen Zeugen schuldige Elternteil an der Befragung teil, machten immer noch mehr als zwei Drittel aller Kinder korrekte Angaben - gegen den ausdrücklichen Wunsch der Eltern.

Hatten die Kinder nur das Geständnis der Eltern vor der Befragung bekommen, aber die Tat nicht selbst beobachtet, belastete immerhin die Hälfte der Kinder Vater oder Mutter.

© SZ vom 7.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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