Japan:Guru der Aum-Sekte zum Tode verurteilt

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Ein Gericht hat den Sektenführer Shoko Asahara für schuldig befunden, Sektenmitglieder zu dem tödlichen Giftgasanschlag auf Tokios U-Bahn angestiftet zu haben. Zwölf Menschen waren bei dem Anschlag vor neun Jahren gestorben.

Das Tokioter Bezirksgericht befand den halb blinden Gründer der Endzeitsekte Aum Shinrikyo in allen 13 Anklagepunkten für schuldig und verurteilte ihn wegen Mordes und versuchten Mordes. Er habe er die Sektenmitglieder zu dem Anschlag und zahlreichen weiteren Verbrechen angestiftet, bei denen insgesamt 27 Menschen ums Leben gekommen waren.

Bei dem Saringas-Anschlag auf die U-Bahn der japanischen Hauptstadt waren am 20. März 1995 zwölf Menschen getötet und mehr als 5500 verletzt worden. Der 48-jährigen Asahara ist das zwölfte Aum-Mitglied, das zum Tode verurteilt wurde.

Ungeachtet der drohenden Strafe schnitt Asahara Grimassen, als er unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichtssaal geführt wurde. Die Sitzung begann zunächst mit der Urteilsbegründung.

Richter Shoji Ogawa nannte zunächst mehrere Anklagepunkte und wies die Argumente der Verteidigung jeweils zurück, wonach der Sektenführer nichts mit dem Sarin-Angriff zu tun hatte. Asaharas Anwälte hatten in ihrem Schlussplädoyer deutlich zu machen versucht, dass ihr Mandant die Kontrolle über die Sekte zur Tatzeit schon verloren hatte. Seine Jünger hätten eigenmächtig gehandelt.

Asahara stand aber nicht nur wegen dieses Verbrechens, sondern auch wegen einer Reihe von Morden an Kritikern der Sekte Aum Shinri Kyo vor Gericht. Ehemalige Sektenmitglieder hatte als Zeugen gegen Asahara ausgesagt und ihm die Verantwortung zugewiesen. Elf seiner früheren Anhänger wurden wegen des Giftgasanschlags und anderer Verbrechen bereits zum Tode verurteilt. Die bisher zum Tode Verurteilten haben alle Berufung eingelegt, was auch im Falle Asaharas möglich ist. Damit könnte sich der Prozess gegen ihn noch mehrere Jahre lang hinziehen. Bislang wurde daher keines der Urteile vollstreckt.

Für die Urteilsverkündung waren strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. 400 zusätzliche Polizisten wurden in der Stadt stationiert und die Kontrollen in den U-Bahn-Stationen verschärft

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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