Internationaler Tag zum Schutz der Ozonschicht:Ozonloch so groß wie nie zuvor

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Im letzten Jahr war das Ozonloch nur klein. Nun ist das Loch über der Antarktis wieder da - und größer als jemals zuvor um diese Jahreszeit. Klimaforscher rechnen damit, dass es weiter wachsen wird, da noch immer Schadstoffe aufsteigen, die die Schutzschicht in der Atmosphäre beschädigen.

Ursache für das weitere Anwachsen sei das immer noch in der Atmosphäre vorhandene Gas FCKW, so Mojib Latif vom Kieler Institut für Meereskunde im ZDF-Morgenmagazin.

Mit einer Stabilisierung der Schicht rechnet Latif frühestens in einigen Jahren. Die Gase hätten eine Verweildauer von 50 bis 100 Jahren. Noch immer würden viele FCKW aus der unteren Atmosphäre aufsteigen und die Ozonschicht beschädigen. "Deshalb wird sich die Ozonschicht - wenn sie sich erholt - nicht so schnell erholen", erklärte er.

Das Problem bei der Reduktion der Gase sei, "dass wir 20 Jahre zu spät damit angefangen haben". Trotzdem sei man schon sehr weit gekommen. Insgesamt sei die Nordhalbkugel im Vergleich mit der Südhalbkugel "mit einem blauen Auge davongekommen".

Auch der Direktor der UN-Umweltorganisation UNEP, Klaus Töpfer, erklärte, die Ozonschicht sei zwar dabei, sich zu erholen. Das Problem sei aber noch lange nicht gelöst. Nötig sei der Produktionsstopp des Ozon zerstörenden Pflanzenschutzmittels Methylbromid. Zudem müsse der illegale Handel mit Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) bekämpft werden, und das Protokoll von Montreal zum Schutz der Ozonschicht sollte auch in Entwicklungsländern komplett umgesetzt werden.

"Erste Anzeichen für eine Erholung"

UN-Generalsekretär Kofi Annan lobte die Reduzierung der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), rief aber ebenfalls zu weiteren Anstrengungen auf. "Wir erleben nun die ersten Anzeichen für eine Erholung der Ozonschicht. Damit sollten wir uns aber nicht begnügen", sagte Annan. Die Ozonschicht bleibe weiter anfällig.

Die Ozonschicht in der Atmosphäre absorbiert ultraviolette Strahlung. FCKW und andere Substanzen bauen die Ozonschicht ab. Klimaforscher gehen davon aus, dass die Ozondichte der 70er Jahre erst in etwa 50 Jahren wieder erreicht werden wird.

Mensch ist mitverantwortlich für den Treibhauseffekt

Auch der Treibhauseffekt macht den Forschern weiterhin große Sorgen. So erklärte Latif bei einer vom Max-Planck-Institut ausgerichteten internationalen Konferenz über Klimaveränderungen, es gebe keinen Zweifel daran, dass der Mensch für die aktuelle Erwärmung zumindest mitverantwortlich ist. "Darin sind sich alle Klimaforscher einig."

Etwa zwei Drittel der Erderwärmung seien von Menschen gemacht, ein Drittel sei natürlich. Sicher sei auch, dass sich das Klima "wegen der Trägheit des Systems" vorerst weiter erwärmen wird, und dass es zukünftig noch mehr extreme Wetterphänomene wie Dürreperioden oder Fluten geben wird.

Uneinig seien sich die Forscher nur noch bei Nebenaspekten wie dem möglichen Versiegen des Golfstroms ("Zentralheizung Europas") oder dem Kohlendioxid-Kreislauf, erklärte Latif.

Wasserknappheit in der Zukunft

Sein Kollege Syukuro Manabe von der amerikanischen Princeton-Universität warnte vor einer großen Wasserknappheit in der Zukunft. Eher trockene Gebiete wie der Mittelmeerraum dürften in den nächsten Jahren noch trockener werden, während es in traditionellen Feuchtgebieten eher noch mehr Wasser geben wird. "Die gerechte Verteilung von Wasser wird in Zukunft eines unserer größten Probleme werden", erklärte Manabe.

"Das System der Erderwärmung ist viel zu komplex, um es nur auf den erhöhten Kohlendioxid-Ausstoß zu schieben", meint Latif. Deshalb müssten die Forscher alle Faktoren einbeziehen. "Wenn beim Kohlendioxid-Ausstoß alles so weiterläuft wie bisher, dann wird im Jahr 2050 eine typische Trockenperiode etwa zehn bis 20 Tage länger dauern als bisher." Insofern habe die zurückliegende Hitzewelle in Europa schon "einen gewissen Eindruck gegeben, von dem, was kommen könnte."

(sueddeutsche.de/dpa)

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