Horn von Afrika:Rückkehr der Piraten

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Zuerst die Luxusyacht, nun ein spanischer Thunfischfänger: Vor der somalischen Küste haben Banditen erneut ein Schiff gekapert. Nun eilt die spanische Marine zu Hilfe.

Arne Perras, Kampala

Und wieder haben sie zugeschlagen: Des Nachts brausten sie auf den spanischen Frachter zu, sie schossen mit Raketenwerfern, und schon bald hatten die Banditen das Boot und ihre 26-köpfige Crew in ihre Gewalt gebracht. Zwei Wochen nach der Entführung der französischen Luxusyacht Le Ponant haben afrikanische Seeräuber erneut ein europäisches Schiff entführt, den baskischen Thunfisch-Fänger Playa de Bakio.

"Playa de Bakio": Der spanische Thunfischfänger ist in der Gewalt von Piraten. (Foto: Foto: AFP)

Das spanische Militär hat nun eine seiner Fregatten im Roten Meer hinunter an die somalische Küste beordert, um die Verfolgung der flüchtigen Banditen und der Geiseln aufzunehmen. Die Attacke zeigt: Somalische Seeräuber lassen sich auch von der spektakulären Piratenjagd französischer Eliteeinheiten in der vergangenen Woche nicht sonderlich beeindrucken. Die Banditen sind bestens ausgerüstet und zu allem bereit.

Die Crew der französischen Yacht Le Ponant war freigekommen, nachdem für die Geiseln offenbar ein hohes Lösegeld bezahlt worden war, angeblich flossen dafür zwei Millionen US-Dollar. Doch dann hatten französische Elitesoldaten in einer Blitzaktion die Piraten mit Kampfhubschraubern überrascht und sechs von ihnen gefangen, sie müssen sich jetzt in Paris vor einem Gericht verantworten. Kaum aber war Klage gegen die Männer erhoben worden, da schlug eine andere Seeräuber-Gang vor Somalia zu und kaperte den Fischfang-Frachter Playa de Bakio samt seiner Crew.

Nicht jede Attacke der Piraten verläuft erfolgreich. Ein japanischer Öltanker, der am Montag den südjemenitischen Hafen Aden verlassen hatte, kam noch einmal davon. Piraten hatten versucht, das Schiff zu kapern, als dies misslang, beschossen sie das Schiff mit einer Rakete. Von der Besatzung ist offenbar niemand verletzt worden, das Schiff setzte seine Fahrt nach Saudi-Arabien fort. Angeblich war die jemenitische Küstenwache der Crew zu Hilfe gekommen.

Die spanische Crew der Playa de Bakio hatte indes weniger Glück, obgleich sie die somalische Küste in fast 400 Kilometern Entfernung passierte, wie es die US-Marine den Frachtschiffen empfiehlt. Die amerikanische Marine und verbündete Nationen jagen am Horn von Afrika nach Terroristen. Auch deutsche Schiffe sind bei der Operation im Einsatz.

Passage derzeit nicht zu schützen

Manchmal gelingt es den Marine-Einheiten, Frachtschiffe vor Piraten zu schützen oder ihnen rechtzeitig zu Hilfe zu kommen. Aber ein umfassender Schutz der Passage ins Rote Meer hinein ist derzeit kaum möglich. Der Kampf gegen die Piraten ist mühsam, solange sie ihre Schlupflöcher auf dem somalischen Festland haben und dort ungehindert ihre Raubzüge planen können. Manchmal geht es ihnen um wertvolle Ladungen, aber meistens entführen sie Besatzungen oder Passagiere, um Lösegeld zu fordern.

Angesichts der wachsenden Bedrohung auf dem Meer will Frankreich multinationale Hochseepatrouillen einführen, um gefährdete Regionen wie die vor Somalia besser zu schützen. Auch die Straße von Malakka zwischen Malaysia und Indonesien und die westafrikanische Küste werden von Seeräubern unsicher gemacht.

Auch im jüngsten Fall des Frachters Playa de Bakio, der 13 spanische und 13 afrikanische Seeleute an Bord haben soll, fordern die Piraten Lösegeld. Nach spanischen Meldungen, die sich auf Funkverkehr mit dem Kapitän berufen, gehe es der Crew aber soweit gut. Das Schiff ist offenbar beschädigt, kann aber noch steuern. Es soll Kurs auf die Küste genommen haben.

Somalia ist ein rechtloses Land, in dem rivalisierende Clans und Warlords um Macht und Pfründe kämpfen. Die von Äthiopien gestützte Übergangsregierung in Mogadischu muss selbst um ihr Überleben bangen. Rebellen der sogenannten Union der Islamischen Gerichte sind wieder auf dem Vormarsch. Indes blüht die Piraterie vor der Küste und macht das Horn von Afrika zum gefährlichsten Seegebiet der Welt.

In den vergangenen Jahren wurden mehr als 30 Schiffsüberfälle vor der somalischen Küste offiziell registriert, doch die wahre Zahl dürfte weitaus höher liegen. Viele Angriffe werden nicht gemeldet, auch weil Reedereien höhere Versicherungsprämien fürchten. Die Geiseln der französischen Yacht Le Ponant waren ungewöhnlich schnell frei gekommen, oft dauern die Entführungen mehrere Monate.

© SZ vom 22.04.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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