Hamburg:Trauerfeier von Inge Meysel

Lesezeit: 2 min

400 geladenen Gäste wie Schaupieler Evelyn Hamann, Uwe Friedrichsen, Ex-Tagesschau-Sprecher Wilhelm Wieben oder Regisseur Dieter Wedel haben Abschied genommen von der "Mutter der Nation".

In einer bewegenden Trauerfeier auf dem Ohlsdorfer Friedhof haben am Freitag in Hamburg Fans, Freunde und Kollegen Inge Meysel die letzte Ehre erwiesen. Die beliebte Schauspielerin war am 10. Juli im Alter von 94 Jahren in ihrem Haus an der Elbe gestorben. Unter den 300 geladenen Gästen waren die Schauspieler Evelyn Hamann, Uwe Friedrichsen, Ex- Tagesschau-Sprecher Wilhelm Wieben und die Produzenten-Familie Trebitsch. Mehrere hundert Hamburger kamen zu der Trauerhalle, um die nach außen übertragene Feier mitzuerleben.

Inge Meysel hatte sich eine weltliche Feier gewünscht. Zu Beginn erklang jüdische Klezmer Musik, da ihr Vater Jude war. "Sie hat es verstanden, den Empfindungen ihres Herzens für andere einen sichtbaren Weg zu geben", sagte Trauerredner Klaus Matzke und ließ Stationen ihres Lebens Revue passieren. Vor allem als Käthe Scholz aus der TV-Serie "Die Unverbesserlichen" ist sie vielen unvergessen.

"Ehrungen und Würdigungen waren nicht ihre Sache, leise war sie jedoch nie. So kennen wir Inge Meysel, und so hat sie sich in die Herzen der Nation gespielt und gelebt", sagte Hamburgs zweite Bürgermeisterin Birgit Schnieber-Jastram.

"Inge, wir kennen uns über 50 Jahre", begann ihre beste Freundin, die Schauspielerin Ingeborg Wölffer, ihre persönliche Rede. "Und diese Freundschaft hielt ein Leben lang." Drei Männer seien in Inge Meysels Leben wichtig gewesen: Julius Meysel, ihr Vater. "Ich glaube, von ihm hast du dein großes Selbstvertrauen bekommen." Helmut Rudolph, ihr erster Ehemann und John Olden, "deine große Liebe, mit ihm begann deine Fernsehkarriere."

Vor vielen Jahren hätte Inge Meysel sie gebeten, zu ihrer Beerdigung einen roten Hut zu tragen, sie habe sich jedoch nicht getraut. "Du hättest den Mut gehabt, deine Parole war: widersprecht, geht raus, lebt." Auch Regisseur Dieter Wedel, der mit Inge Meysel "St. Pauli Landungsbrücken" drehte, lobte den Mut und die Unerschrockenheit von Inge Meysel. "Sie war eine Frau aus dem Volk, und das Volk liebte sie dafür."

Ihre Empfindsamkeit habe sie hinter kratzbürstigem Humor verborgen. Als in einer Drehpause ein übereifriger Fan ihm eine Tasse Kaffee über das Hemd schüttete, habe sie gegrinst: ""Es macht Spaß, mit mir zu drehen, nicht wahr?" - Ja. Es machte Spaß, mit ihr zu drehen", sagte Wedel. Damals sei sie der Star gewesen und er nur ein unbekannter Regisseur. Aber das habe sie ihn nie spüren lassen.

Zwischen den Trauerreden erklang Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und aus Richard Strauss' "Rosenkavalier". Ein Klarinettist spielte ihr Lieblingslied "Junge, komm' bald wieder" von Freddy Quinn. Den Trauerzug zu Inge Meysels Grab führte ihre Nichte und Adoptiv-Tochter Christiane Pollard-Meysel an. Wegen Kinderlähmung sitzt sie im Rollstuhl und wurde von Inge Meysels Betreuer Peter Knuth geschoben.

Die Urne wurde neben ihrem Ehemann John Olden bestattet, der bereits 1965 starb. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof, dem größten Parkfriedhof der Welt, sind Hamburger Persönlichkeiten wie Hans Albers, Heinz Erhardt und Gustaf Gründgens begraben.

Zitate von Bundeskanzler Schröder, Bundespräsident Köhler oder Kulturstaatsministerin Weiss über Inge Meysel:

Zitate über Inge Meysel

"Mit ihrer vitalen, offenherzigen Art war sie ein bewundernswürdiges Beispiel für die besondere Berliner Mischung aus Tatkraft und Freiheitswillen." (Bundeskanzler Gerhard Schröder)

"Wie findet ein so großes Herz in einer so zierlichen Person Platz?" (Regisseur Curth Flatow)

"Unvergessen bleibt ihr couragierter Einsatz für die Gesellschaft. Ihr Mut und ihre Menschlichkeit waren vielen ein Vorbild." (Bundespräsident Horst Köhler)

"Couragiert und selbstbewusst, klug und vorlaut mit Wortwitz waren ihre Frauenfiguren Leitbilder ganzer Generationen." (Kulturstaatsministerin Christina Weiss)

"Sie hat mich viel gelehrt, nämlich die Weisheit des Lebens." (Der Berliner Prominenten-Friseur Udo Walz)

"Wegen ihrer Erfahrungen mit der NS-Diktatur war Inge Meysel zeitlebens eine streitbare Demokratin, die den Mund aufmachte für Demokratie und Toleranz." (Hamburgs Ex-Bürgermeister Henning Voscherau)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: