Geflügelpest:Zweiter Fall von Vogelgrippe in den USA

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Acht Kilometer liegen die zwei betroffenen Geflügelfarmen auseinander - damit ist ein weit größeres Gebiet von der Seuche betroffen, als die US-Behörden bislang angenommen haben. Nach offiziellen Angaben handelt es sich um eine für Menschen nicht gefährliche Form des Erregers. In Asien sind bisher 19 Menschen an der Vogelgrippe gestorben

Die Behörden ordneten die sofortige Tötung von 72.000 Hühnern an, 80 Farmen im Umkreis um die zwei betroffenen Höfe wurden unter Quarantäne gestellt. Der Landwirtschaftsminister von Delaware, Michael Scuse, sprach von einer sehr ernsten Angelegenheit. Eine milliardenschwere Industrie stehe auf dem Spiel.

In einer Erklärung des Landeswirtschaftsministeriums hieß es, der betroffene Hof sei mehr als acht Kilometer von der Geflügelfarm entfernt, auf der die Tierseuche zuerst entdeckt wurde. Daraufhin waren 12.000 Hühner getötet worden.

Tests in einem Umkreis von drei Kilometern um diese Farm waren negativ verlaufen. Minister Scuse sprach angesichts der bereits ergriffenen Gegenmaßnahmen von einer überraschenden Entwicklung. Es sei unklar, wie sich der Erreger verbreitet habe.

Mehrere Staaten, darunter Polen, Brasilien, China und Japan, haben Importverbote für Geflügel aus den USA verhängt. Der in den USA aufgetretene Erreger ist nach offiziellen Angaben im Unterschied zu dem H5N1-Virus in Asien für Menschen nicht gefährlich. In Vietnam und Thailand sind bisher mindestens 19 Menschen an der Vogelgrippe gestorben.

WHO: Sicherheitsmaßnahmen wichtiger als wirtschaftliche Interessen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die EU haben unterdessen vor Abstrichen bei den Sicherheitsmaßnahmen gegen die Vogelgrippe zugunsten wirtschaftlicher Interessen gewarnt.

So kritisierte die WHO die Ankündigung der thailändischen Regierung als verfrüht, die Quarantäne-Auflagen in den betroffenen Regionen zu lockern. EU-Verbraucherschutzkommissar David Byrne warnte die betroffenen asiatischen Länder davor, das Ausmaß der Epidemie zu verschleiern. Aus China wurden vier neue Infektionsherde auf Hühnerfarmen bestätigt.

Am Donnerstag werden sich die EU-Gesundheitsminister bei einer Sondersitzung in Brüssel mit der Epidemie und ihren möglichen Folgen befassen. Sie sollten vor allem prüfen, ob in der EU genügend Impfstoffreserven gegen diese Krankheit vorhanden sind, kündigte Byrne vor dem Europaparlament in Straßburg an. Außerdem wollten die Minister koordinierte Maßnahmen für den Fall beraten, dass der Virus der Vogelgrippe zu einem für Menschen gefährlichen Virus mutiert, erläuterte Byrne's Sprecherin Beate Gminder.

Der Vertreter der WHO in Thailand, Björn Melgaard, warf der Regierung in Bangkok vor, sie berücksichtige vor allem die Interessen von Wirtschaft und Landwirtschaft und schenke den Risiken für die Bevölkerung nicht genügend Aufmerksamkeit.

Seine Kollegin Theresa Tam äußerte sich besorgt über die Lockerung der Quarantänemaßnahmen. Dies könne eine zweite Epidemie-Welle auslösen. In Thailand starben bisher fünf Menschen an der Infektion. Auch in Vietnam, wo bisher offiziell 14 Todesopfer gezählt wurden, lockerten die Behörden die Auflagen zur Tötung von Geflügel. Demnach sollen nach einem Ausbruch der Krankheit nicht mehr alle Hühner im Umkreis von drei Kilometern getötet werden.

Kritik an der EU-Kommission

Im Europaparlament wurde indes deutliche Kritik am Umgang der EU-Kommission mit der Vogelgrippe laut. Diese habe erst sehr spät - am 23. Januar - ein Einfuhrstopp gegen Geflügel und Geflügelprodukte aus Thailand verhängt, kritisierten Vertreter mehrerer Fraktionen. Die Kommission reagiere immer erst, wenn eine Epidemie ausgebrochen sei, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der sozialistischen Fraktion, Dagmar Roth-Behrendt (SPD).

Dabei sei bekannt, dass die Hygienebedingungen bei der Massentierhalteung in Asien gemessen an EU-Standards "eine Katastrophe" seien. Der deutsche Grüne Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf forderte einen "qualifizierten Schutz" der EU-Außengrenzen. Auch müsse die EU dafür sorgen, dass ihre Sicherheitstandards auch für importierte Lebensmittel gelten.

Byrne wies die Vorwürfe zurück. Für die Einfuhrkontrollen an den Grenzen seien die Mitgliedsländer verantwortlich. Derzeit prüfe die Kommission, ob die Herkunftsangaben für Lebensmittelimporte verbessert werden müssten. Das Embargo gegen Geflügel aus Thailand werde vorerst beibehalten, versicherte der Ire. Ein Einfuhrstopp für Geflügel aus den USA, wo am Wochenende ein Fall gemeldet wurde, sei hingegen derzeit nicht geplant. Der in den USA identifizierte Virus sei weniger virulent, als der asiatische, sagte Byrne.

Übertragung zwischen Menschen noch nicht nachgewiesen

Die WHO kündigte nach dem Tod zweier vietnamesischer Schwestern an der Vogelgrippe am Montagabend in Genf zusätzliche Tests an. Es habe sich herausgestellt, dass nur bei einer der Frauen das Virus entschlüsselt worden sei. Bei der anderen Schwester würden die Tests diese Woche gemacht. Die Untersuchung soll auch klären, ob der Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

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