Der Ex-Häftling, der sich "Mister X" nennt, hat sich wohlgefühlt im Gefängnis von Castrop-Rauxel: Ausflüge zum Angeln, Fahrten ins Kino oder zum Fußball und sonntags einen Lauftreff. Für das Freizeitangebot und die nette Atmosphäre vergab der Ex-Häftling an die Justizvollzugsanstalt, kurz JVA, fünf Sterne - die Höchstwertung.
"Oki" war weniger zufrieden. "Der absolute Psychobunker!", schimpft er auf sein altes Gefängnis, die JVA in Frankenthal. Kein Interesse an Resozialisierung, keine Freizeitangebote, miese Stimmung. Die Konsequenz: nur ein Stern.
Es ist ein etwas anderer "Hotelführer", der auf der Website www.knast.net zu finden ist: Bedienstete, Angehörige und natürlich die Knackis selber können hier Sterne für deutsche Gefängnisse vergeben - freilich anonym.
Betrieben wird die Seite von einem Freiwilligenteam um den Münchener Softwareentwickler Winfried Puchinger. Seine Verbindung zu Gefängnissen: Er arbeitete früher ehrenamtlich in der JVA Würzburg.
Schon mehr als 200 Knäste bewertet
Puchingers Homepage konmmt gut an. Mehr als 200 bundesdeutsche JVAs haben die User mittlerweile bewertet. Dabei legen Insassen, Angehörige und Mitarbeiter auf recht unterschiedliche Sachen wert.
Die Häftlinge beschäftigen in erster Linie Fragen bezüglich der Lebensqualität hinter Gittern: Wie schmeckt das Essen? Gibt es einen Fußballplatz? Funktioniert der Zigarettenautomat? Und vor allem: Verhalten sich die Wärter fair?
Angehörige legen Wert auf nettes und auskunftsfreudiges Personal. So lobt zum Beispiel "Steven" die Beamten der JVA Aachen als "immer freundlich und hilfsbereit".
Wer in einem deutschen Knast sein Geld verdient, nutzt knast.net, um sich über die uneinsichtigen Gefangene oder das Mobbing der Kollegen zu beschweren. Besonders hart ins Gericht geht der User "egal", der offenbar in der JVA Amberg arbeitet: "Die Anstalt lebt mit ihrer gesamten Einstellung noch weit in der Steinzeit, Personal inbegriffen", schreibt er. "Sorry, is so."