Frankreich:Ein schönes Staatsgeheimnis

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Die französische Justizministerin Rachida Dati ist Mutter geworden. Nun rätselt das ganze Volk, wer Zohras Vater sein könnte. Kandidaten gibt es einige, doch Dati schweigt beharrlich.

Gerd Kröncke

In der rauen Männerwelt der Politik hat sie sich behauptet. Sie wird gefürchtet von höchsten Funktionsträgern der französischen Justiz, hat fast so viele Feinde wie Nicolas Sarkozy, doch das alles ist für einen Moment vergessen.

Gefürchtet und geliebt: Rachida Dati, hier im September 2008. (Foto: Foto: dpa)

Rachida Dati, 43, ist am Freitag Mutter geworden. Zohra heißt das Mädchen, so wie ihre marokkanische Oma, die in der Großfamilie der Datis das Sagen hatte. Dati, Immigrantentochter aus kleinen Verhältnissen, hatte es bis zur Richterin gebracht und ihre überdurchschnittliche Begabung schließlich in den Dienst Sarkozys gestellt. Danach wurde sie zur Justizministerin ernannt. Und nun ist sie Mutter.

Sie war nicht immer so diskret wie die klassischen Siegelbewahrer - "Garde des Seaux" lautet die offizielle Bezeichnung des Ministers, der am Pariser Vendôme-Platz residiert. Mit dem Amt hatte Madame Dati auch den Glamour entdeckt. Sie genoss es, wenn ihr die People-Medien den Hof machten, und schaffte es in teuren Dior-Roben und hochhackigen Stiefeln sogar auf den Titel von Paris Match. Mit ihrer Figur konnte sie sich sehen lassen: "Barbie-Ministerin" wurde sie, halb neidisch, halb sarkastisch, von der linken Tageszeitung Libération genannt.

Etwas irritiert, aber nicht ohne Sympathie, hatten die Franzosen die Nachricht von der Schwangerschaft der schönen Ministerin aufgenommen. Als sie es verkündete, war es bereits unübersehbar. Aber selbstbewusst schweigt sie sich aus über den Vater ihres Kindes. Seither haben ein paar Herren, die von den bunten Blättern ins Gespräch gebracht wurden, energisch dementiert.

Der zum Sportminister avancierte Ex-Rugby-Trainer Bernard Laporte gehörte dazu, ebenso wie ein führender Mann der Wirtschaft, selbst Sarkozy wurde ins Spiel gebracht - nicht der Präsident, sondern sein jüngerer Bruder. Das kann, wie es in der Natur der Sache liegt, alles nur Gerede sein. Als heißer Tipp galt auch José Maria Aznar, der frühere spanische Premierminister.

Erst einmal freut sie sich über ihr gesundes Kind. Kurz vor der Geburt sagte sie dem Figaro eine Anekdote über ihre Mutter: wie Fatim-Zohra über Bauchschmerzen klagte und die Tochter dringend zum Arztbesuch riet. Und wie sich herausstellte, dass sie im fünften Monat schwanger war. "Ich, in meinem Alter", hatte die Mutter ausgerufen.

Da war Rachidas jüngste Schwester unterwegs, das letzte von elf Geschwistern. Rachida, so zeigte sich nun, muss glücklich sein, dass in ihrem Alter alles gut gegangen ist. Denn so unkompliziert, wie sie sich das erhofft hatte, war die Geburt nicht abgelaufen. Als sie vorige Woche mit Schmerzen in die Clinique de la Muette eingeliefert wurde, entschieden sich die Ärzte, etliche Tage vor dem Termin, für einen Kaiserschnitt.

"Ein Willkommen dem neuen Stern, der in einer Welt der Gewalt immer auf seine Mutter zählen kann", schrieb Staatssekretär Roger Karoutchi in einer ersten SMS. Er gehört zu der Minderheit, die sich in der ersten Riege der Regierenden weiterhin zu der inzwischen umstrittenen Ministerin bekennen.

Sie hat sich mit ihren brachialen Reformen, bei der etliche Kleinstädte ihre Gerichte verloren, viele Feinde gemacht. Nicht nur bei der Opposition, sondern auch im eigenen politischen Lager. Viele sehen mit Schadenfreude, dass die schöne Frau bei den Sarkozys nicht mehr gelitten ist. Vor seiner Scheidung hatte sie zum Freundeskreis des Präsidenten gehört, nach Sarkozys Heirat mit Carla Bruni war es damit vorbei.

Es gab Gerüchte, dass sie beim nächsten Revirement aus der Regierung ausscheiden würde. Doch wenn Sarkozy eine junge Mutter entlässt, wird er ihr etwas bieten müssen. Am liebsten möchte sie nicht nur im Amt bleiben, sondern schnell ins Ministerium zurück. Wenn die Ärzte es nur erlaubten, würde sie, so vermuten ihre Mitarbeiter, schon am Mittwoch zum Frühstück des Kabinetts beim Präsidenten wieder dabei sein.

Dass eine Ministerin während ihrer Amtszeit Mutter wird, ist ungewöhnlich aber nicht einmalig. Das erste und prominenteste Beispiel gab Ségolène Royal, die sich als sozialistische Umweltministerin 1992 nach der Geburt ihrer ersten Tochter Akten ans Wochenbett bringen und sich dabei filmen ließ.

Ihre Tochter war zwar auch unehelich, aber der Vater, François Hollande, bekannte sich voller Stolz. Auch Dati lässt sich über die wichtigen Vorgänge unterrichten, lässt aber vorerst keine Kameras in ihre Nähe. Und wer Zohras Vater ist, geht nur sie etwas an.

© SZ vom 05.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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