Flugzeugunglück bei Amsterdam:Ein nahezu senkrechter Absturz

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Das in Amsterdam zerschellte Flugzeug wird mit Hochdruck untersucht. Die neun Todesopfer sind mittlerweile identifiziert.

Jens Flottau, Frankfurt

Es ist ein scheinbar unendlich kompliziertes Puzzle aus manchmal winzigen Informationsstücken, das die Unfallermittler in Amsterdam zusammensetzen müssen. Möglichst schnell herauszufinden, warum die Boeing 737-800 der Turkish Airlines am Mittwoch vormittag kurz vor der Landung auf einen Acker schlug, ist vor allem deswegen so wichtig, um zu verhindern, dass sich ein solcher Unfall wiederholt.

Untersuchungen am Unglücksflugzeug: Warum sackte die Maschine ab? (Foto: Foto: AP)

Bei dem Aufprall waren neun Menschen an Bord ums Leben gekommen, 86 wurden verletzt. Mittlerweile sind auch die Opfer identifiziert. Bei den Toten handelt es sich um fünf Türken und vier US-Amerikaner.

Lage und Zustand des Flugzeugwracks sind wichtige Indizien für die Ermittler. Ganz offensichtlich haben die beiden Triebwerke zu wenig Schub produziert, um die Maschine noch bis zur Landebahn des Flughafens Schiphol zu befördern. Der leitende Ermittler Pieter van Vollenhoven sagte am Donnerstag, die Maschine sei nahezu senkrecht abgestürzt, was auf einen Ausfall der Triebwerke hinweise.

Die 737 scheint mit dem Heck zuerst äußerst heftig aufgeprallt zu sein - das Leitwerk liegt ein gutes Stück vom Rest des Rumpfes entfernt. Durch die enormen Beschleunigungskräfte, die entstanden sind, als das Flugzeug nach vorne gekippt ist, könnte auch der Rumpfvorderteil abgebrochen sein. Die Kräfte, die auf die Insassen wirkten, wären in diesem Szenario ganz vorne am stärksten gewesen. Die Piloten wurden von einer herausbrechenden Instrumententafel erschlagen.

Im Zentrum der Untersuchung steht aber die Frage, ob und warum die Triebwerke nicht mehr richtig funktionierten. Bereits kurz nach dem Unglück spekulierten Beobachter über mögliche Ursachen wie Treibstoffmangel oder Vogelschlag.

Ungewöhnliche Ursachen

Gegen eine Kollision mit Vögeln spricht allerdings, dass die Triebwerksschaufeln keine offensichtlichen Spuren davon aufweisen und die Motoren auch nicht in Brand geraten waren.

Dass manchmal im Laufe einer Untersuchung äußerst ungewöhnliche Ursachen auftauchen, zeigt der Unfall einer Boeing 777 von British Airways Anfang 2008. Die Triebwerke verloren kurz vor der Landung in London an Schub, der Jet prallte auf den Boden und schlitterte auf das Flughafengelände. Eiskristalle im Treibstoff verhinderten offenbar, dass die beiden Motoren noch ausreichend mit Kerosin versorgt wurden.

© SZ vom 27.02.2009/dpa/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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