Flugzeugabsturz:Piloten starben doch im Red-Bull-Jet

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Die Leichen der zwei Piloten sind aus dem tief im Morast versunkenen Wrack geborgen worden. Warum der Alpha-Jet abgestürzt ist, bleibt rätselhaft.

(SZ vom 31.10.2003) Brannenburg - Die beiden Piloten des am Mittwochnachmittag bei Brannenburg abgestürzten Alpha-Jets sind doch ums Leben gekommen. Bergungskräfte fanden am Donnerstagabend erste Leichenteile. Die Rettungsmannschaften stießen in 1,5 Meter Tiefe auf einen Fliegerhelm, in dem sich menschliche Überreste befanden. Anwohner hatten zunächst berichtet, sie hätten vor dem Absturz Fallschirme gesehen - und damit eine große Suchaktion ausgelöst.

Hubschrauber flogen das Gebiet mit Wärmebild-Kameras ab. Mehr als 100 Soldaten, Feuerwehrleute und Polizisten suchten stundenlang nach den Piloten, einen 44-Jährigen aus dem Raum Braunschweig und einen 48-Jährigen aus Waakirchen (Landkreis Miesbach). Das Flugzeug ist einige Meter tief in dem morastigen Untergrund versunken. Die Bergung konnte in dem schwierigen Gelände erst am Donnerstagnachmittag beginnen. Soldaten verlegten Panzerplatten, um den Untergrund für die Hebung der Maschine zu stabilisieren. Die Einsatzkräfte hofften, die Maschine noch in der Nacht zum Freitag heben zu können.

Der Jet war unweit der Autobahn München-Innsbruck, der Bahnlinie nach Österreich und einer Ölpipeline abgestürzt. Die Pipeline führt von Triest über die Alpen nach Ingolstadt. Durch den Absturz sei sie aber nicht beschädigt worden, erklärte die Betreiberfirma. Das Luftfahrt-Bundesamt untersagte unterdessen für die drei anderen zivilen Alpha-Jets in Deutschland den Flugbetrieb. Experten des Luftfahrt-Bundesamtes und der Bundesstelle für Flugunfall-Untersuchungen ermitteln. Auch in der Nacht war die Unglücksursache noch unklar. Der Alpha-Jet hatte weder eine Black Box noch einen Voicerecorder, die Aufzeichnungen von den letzten Sekunden des Fluges hätten liefern können.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erklärte, der 44-jährige Pilot sei ein Mitarbeiter der DLR. Er sei um 16.20Uhr in Oberpfaffenhofen zu einem Einweisungsflug durch den 48-jährigen Piloten der Alpha-Jet-Wartungsfirma Ruag gestartet. Der DLR-Pilot sollte sich mit dem Flugzeug vertraut machen, damit er in der kommenden Woche bei einem weiteren Flug die Verkehrssicherheit des Jets hätte feststellen können. Doch 19Minuten nach dem Start sei die Maschine abgestürzt. Das Unglücksflugzeug hatte die Getränkefirma Red Bull in Salzburg gekauft, zu der die Pilotentruppe "Flying Bulls" gehört. In deren Besitz sind vier Alpha-Jets, zwei von ihnen werden für Übungsflüge und Flugshows genutzt. Alpha-Jets wurden Anfang der achtziger Jahre als leichte Kampf- und Schulungsflugzeuge bei der Bundeswehr eingesetzt und nach ihrer Ausmusterung abgerüstet verkauft.

© Von Mike Szymanski und Christian Deussing - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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