Fleisch-Skandal:"Müssen mit der zehnfachen Menge rechnen"

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Was bisher an Gammelfleisch entdeckt wurde ist ekelerregend. Doch in Wahrheit ist die Lage noch viel schlimmer, vermutet der Bundesverband der deutschen Ernährungswirtschaft.

Der Verband geht davon aus, dass das bisher entdeckte Gammelfleisch "erst die Spitzes des Eisberges" ist. "Wir müssen mit der zehnfachen Menge rechnen", sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung, Jürgen Abraham, der Hamburger Morgenpost. Der Lebensmittel-Unternehmer kritisierte die staatliche Kontrolle scharf. Der Staat verletze hier seine Aufsichtspflicht und verweigere dem Bürger "die notwendige Kontrolle der Warenströme". Die Zahl der 2500 Lebensmittelkontrolleure müsse verdoppelt werden. Abraham sprach sich außerdem für ein Rotationsverfahren aus, um eine "Kumpanei" zwischen Kontrolleuren und Betrieben zu unterbinden.

Die Gewerkschaft NGG warf Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU) Versagen im Kampf gegen Gammelfleisch vor. Schnappauf sei für die mangelnde Effizienz des Kontrollsystems verantwortlich, sagte der NGG- Landeschef Hans Hartl in einem dpa-Gespräch. Bei den Lebensmittelkontrollen gehe es zudem möglicherweise nicht immer mit rechten Dingen zu. "Ich habe den Verdacht, dass eine leichte Verfilzung vorhanden ist." Schon nach früheren Lebensmittel-Skandalen war der Aufruhr im Ministerium groß, erinnert sich Hartl: "Es wurde so viel besprochen." Herausgekommen sei aber wenig: "Ich hatte den Eindruck, dass die Ernsthaftigkeit, das ganze voranzutreiben, nicht gegeben war."

Seehofer für schärfere Kontrollen

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) forderte die Bundesländer auf, die Lebensmittelkontrollen weiter zu verschärfen und auch den Strafrahmen auszuschöpfen. Lebensmittelverstöße würden vielfach noch als Bagatelldelikte behandelt, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Damit müsse Schluss sein. "Der Strafrahmen ist hervorragend. Doch Haftbefehle und Betriebsschließungen müssen auch angewandt werden." Außerdem sprach sich der CSU-Politiker für eine öffentliche Namensnennung von Unternehmen aus, bei denen Gammelfleisch gefunden wird. Er habe aber inzwischen "schon den Eindruck, dass genauer hingeschaut wird". Dies dürfe jedoch kein Strohfeuer sein.

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