Fiaker:Wiener Lösung

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Weil die Pferde wohl den teuren Straßenbelag beschädigen, wundert sich Österreichs Hauptstadt über ein neues Durchfahrtsverbotsschild für Fiaker.

Von Cathrin Kahlweit

Monatelang war die Herrengasse in der Wiener City eine Baustelle; Touristen, die zum legendären Café Central wollten, mussten über Bagger und Steinberge steigen. Und Fiaker, die von der Hofburg Richtung Schottenkirche wollten, mussten Umwege nehmen. Stopp: Fiaker auf der todschicken, aber engen Herrengasse? Die neuerdings eine "Begegnungszone" für Fußgänger, wenige Radler und noch weniger Autos ist? Sollte es eigentlich eh nicht geben; ein Teil der Straße ist Fiaker-tabu, weil die Spikes der Pferde den teuren Belag beschädigen. So meldet es die Presse. Aber mei, Wiener Lösung könnte man das nennen: Sollte nicht, aber ist nun mal.

Jetzt gibt es dort ein neues Verkehrsschild, auf dem unschwer - ja, was zu sehen ist? Nach einem Fiaker schaut es nicht aus, eher nach dem Wagen, auf dem der Sarg von Wolfgang Amadeus Mozart ins Armengrab gefahren worden sein könnte, oder wie ein Heuwagen aus jenen Zeiten, in denen in der späteren Innenstadt Wiens noch Landwirtschaft betrieben wurde.

Viele Schlagzeilen haben die Fiaker in letzter Zeit gemacht: Ein Teil der Stellplätze am Stephansdom wird - auf Zeit - verloren gehen, weil auch hier der Belag des Platzes saniert wird. Im Sommer gibt es regelmäßig Ärger, wenn das Thermometer über 30 Grad anzeigt, weil den armen Pferden dann heiß ist und Hitzefrei für die Tiere gefordert wird. Neulich ist ein Fünfjähriger aus einem Fiaker gefallen und lag eine Weile im künstlichen Koma. Das ist ein Drama, das verunglückte Durchfahrtsverbotsschild ist eher eine Farce.

Verkehrsschild von 2017: Kutschen und Wien gehören einfach zusammen. (Foto: Matthias Röder/dpa)

Andererseits: Die Wiener Fiaker sind eh ein Drama für sich. Man mache sich nur mal den Spaß und radele eine Weile parallel zu einem solchen Gefährt, wenn darin durchaus wohlmeinende, in Fremdenverkehrsfragen und Stadtgeschichte ausgebildete, aber eher sprachunbegabte Kutscher einer Gruppe des Deutschen nicht mächtigen Asiaten ihre Stadt erklären. Das ist bisweilen auch eine Wiener Lösung: Sollte nicht, aber ist nun mal.

Oder die Preise: satt. Dafür kriegt man in der Herrengasse gar schon die eine oder andere Handtasche. Andererseits sind Strafmandate für Straßen, auf denen Fiaker nicht vorgesehen sind, wahrscheinlich schon eingepreist.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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